Das Verpacken eines E-Books und orthopädischer Kaffee

Vielleicht ist es altmodisch. Aber E-Books zu verschenken, ist dann doch nicht so wirklich romantisch.

Das liebevolle Verpacken des Buches in ein ganz besonderes Geschenkpapier, vorher vielleicht noch eine handschriftliche Widmung auf die erste Seite schreiben – und dann das eingelernte Prozedere, dass der Beschenkte das Paket schüttelnd vor sein Ohr hält und rät, was das wohl sein könnte. „Eine CD?“ Dieses lieb gewonnene Ritual lässt sich nicht ohne Weiteres in die digitale Welt übertragen. Oder nur bedingt – ein E-Book auf einem hübsch verpackten USB-Stick lässt den Schenker wie einen unbelehrbaren Vertreter der haptischen Retrogeneration dastehen. Das macht man einfach nicht. Bei Musik ist es nicht viel anders. Das neue Album von Bruce Springsteen über iTunes herunterzuladen schließt ein liebevolles Verpacken danach fast schon aus. Außer wieder mit dem USB-Stick – aber siehe oben.

Dabei muss man nicht einmal in der entmaterialisierten digitalen Welt auf Geschenksuche gehen, auch so manches handfeste Präsent wirft heute Probleme auf. Jemandem etwa von einer Reise durch Guatemala eine Packung handverlesenen Kaffee mitzubringen, ist ähnlich erfolgversprechend, wie eine VHS-Videokassette an den USB-Port stecken zu wollen. Gibt es überhaupt noch Kaffeemaschinen, in denen man das Pulver durch einen Papierfilter jagen könnte? Und darf man als Gast auf die Frage, welchen Kaffee man gern hätte, noch so altmodische Dinge wie „Cappuccino“ oder „kleiner Brauner“ antworten? Da doch „Intenso“, „Lungo“ oder „Ristretto“ ohnehin schon jeder verstehen sollte – wobei in der Regel eher „ein grüner“ oder „ein blauer“ geordert wird. Oder, wenn es sich um einen „Decaffeinato“ handelt, ein halblustiger „orthopädischer“.

Die sind übrigens alle hübsch und einzeln in Alu verpackt. Im Grunde also eigentlich geradezu perfekt zum Verschenken. Fragt sich nur – zugegeben, vielleicht ist es altmodisch –, wie man vorher die handschriftliche Widmung in diese Dinger bekommt.

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.