"Modell-UNO": Schüler präsentieren, Ban Ki-moon hört zu

Modell-UNO, Schüler
Modell-UNO, Schüler(c) FABRY Clemens
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An der fünften "Modell-UNO" nahmen mehr als 100 Schüler teil. Im Business-Outfit trafen sie sich im Vienna International Center und diskutierten über die Themen Klimawandel, Terrorismus und Bildung.

Wien. Als der Hammer mit Schwung auf den Tisch knallt, wird es schlagartig still. Die Delegierten, die allesamt in Anzug bzw. Kostüm erschienen sind, richten ihren Blick nach vorn. Dort sitzt der Präsident und erklärt die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) für eröffnet.

Die Szene könnte sich genau so im UN-Hauptquartier in New York abgespielt haben. Tat sie aber nicht. Das Ganze ereignete sich in Wien. Denn dort – konkret im Vienna International Center – fand die fünfte „Modell-UNO“ statt. Mehr als 100 Schüler zwischen 15 und 19 Jahren übten sich dabei drei Tage lang in der Rolle von UN-Delegierten. In den ersten beiden Tagen diskutierten die Teilnehmer über Themen wie Klimawandel, religiös motivierten Terrorismus und Bildung. Bei der Generalversammlung am vergangenen Freitag präsentierten die Schüler schlussendlich ihre selbst erarbeiteten Resolutionen.

So etwa Jan Kleiber. Vom Rednerpult aus wirbt der Schüler bei seinen 110 Delegiertenkollegen um Unterstützung: „Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht“, sagt er in bestimmtem Ton in das Mikrofon. Sein Komitee – eine Gruppe von rund zehn Schülern – hat gemeinsam mit dem Vorsitzenden (meist sind es Studenten oder Lehrer) die Resolution für die Teilprivatisierung des Wassers eingebracht. Das Komitee ist überzeugt davon, dass durch die Hilfe von internationalen Firmen mehr Menschen Zugang zu Trinkwasser erhalten.

Für die Rede gibt es Applaus. Doch sobald dieser verebbt, setzt ein anderer Schüler zur Contra-Rede an: „Private Unternehmen sind keine Entwicklungshelfer“, tönt es aus den Lautsprechern. Und: „Die Gewinnmaximierung ist das Einzige, was die Unternehmen vor Augen haben.“ Die Resolution zur Teilprivatisierung des Trinkwassers soll von den Mitgliedstaaten abgelehnt werden, so die klare Aufforderung. Doch noch einmal warnen die Befürworter: „Wer gegen die Resolution stimmt, der stimmt gegen jegliche Verbesserung.“

Generalsekretär als Pappfigur

Dann wird es spannend: In alphabetischer Reihenfolge werden die Länder aufgerufen. Es beginnt mit Ägypten, geht über Japan, Kambodscha, die Marshallinseln, die USA bis hin zu Zypern. Jeder einzelne Schüler ist Vertreter eines Staates und soll unter Berücksichtigung der Länderinteressen entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Resolution zu unterstützen. Im Fall der Wasserprivatisierung ist das Ergebnis eindeutig: Die Resolution wird abgelehnt.

Misserfolg ist die Ablehnung für die Schüler des verantwortlichen Komitees keiner. Immerhin haben sie nicht nur einiges über die Arbeit der UNO erfahren, sondern auch gelernt, sich selbst zu präsentieren. „Man muss sich erst einmal vor 140 Menschen hinstellen und eine Rede halten“, sagt Organisator Florian Riepl, der selbst Geografie- und Geschichtelehrer ist. Er freute sich heuer nicht nur über die Teilnahme zehn österreichischer Schulen, sondern auch über Teilnehmer aus Deutschland und aus Liechtenstein.

Übrigens gab es bei der Veranstaltung einen hochrangigen Zuseher: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon richtete seine Augen auf die Schüler – auch wenn es sich nur um eine Pappfigur handelte. (j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2014)

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