Eine Umfrage sieht die Sozialdemokraten voran. Rechtsnationale Parteien werden gestärkt, die EVP verliert deutlich.
Wien/Brüssel. Der Europäischen Volkspartei (EVP) drohen bei der kommenden Europawahl schwere Verluste. Das geht aus einer europaweiten Prognose hervor, die von Pollwatch gemeinsam mit nationalen Meinungsforschungsinstituten erstellt wurde. Demnach könnten die Sozialdemokraten mit 29 Prozent der Stimmen oder 221 von 751 Sitzen künftig die stärkste Fraktion im Europaparlament bilden. Die EVP würde von 275 auf nur noch 202 Sitze reduziert. Deutlich gestärkt könnten die rechtsnationalen Parteien aus der Wahl im Mai hervorgehen.
In Frankreich könnte der Front National nach derzeitigen Umfragen mit 23 Prozent der Stimmen die Wahl sogar gewinnen. In Österreich wird ein Erfolg der FPÖ prognostiziert, die ebenfalls 23 Prozent erhalten könnte. Sie wäre hinter der SPÖ (24%) laut dieser Prognose die zweitstärkste Partei. Die ÖVP, die 2009 die Europawahlen in Österreich mit 29,9 Prozent der Stimmen gewonnen hat, käme demnach nur noch auf 22 Prozent. Die Grünen könnten mit 14 Prozent leicht dazugewinnen, die Neos mit 13 Prozent immerhin zwei Sitze erobern. Hans-Peter Martin dürfte laut diesen Umfragen den Wiedereinzug verfehlen.
Tories auf drittem Platz
Ähnlich wie bisherige Prognosen geht auch Pollwatch davon aus, dass die Europawahl eine deutliche Radikalisierung bringen werde. Neben den EU-skeptischen rechten Parteien können auch linke Gruppen wie die Syriza in Griechenland (30%) oder die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo in Italien (22%) mit großen Erfolgen rechnen.
In Großbritannien dürfte die Taktik von Premier David Cameron nicht aufgehen, die EU-skeptischen Wähler an die Tories zu binden. Laut den Prognosen würde Labor diese Wahl vor der nationalistischen UKIP gewinnen. (wb)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2014)