Mobile World Congress: Der Wettlauf um die Armen

File picture of a man next to a Firefox logo at a Mozilla stand during the Mobile World Congress in Barcelona
File picture of a man next to a Firefox logo at a Mozilla stand during the Mobile World Congress in Barcelona(c) REUTERS (ALBERT GEA)
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Mit billigen Handys rittern die Mobilfunker um Kunden in den Schwellenländern. Absoluter Preisschlager: ein Smartphone von Mozilla um nur 18 Euro.

Wien. Auf der weltgrößten Handymesse in Barcelona wurde eines sehr deutlich: Die reichen Industrieländer sind abgegrast, den Kuchen, um den es künftig zu streiten gilt, bilden in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Die neuen Konsumenten Asiens, Südamerikas und vielleicht bald auch Afrikas wollen nicht mehr ohne andauernd verfügbares Internet sein, Smartphones ersetzen zunehmend normale Handys. Die großen Mobilfunker antworten mit Billig-Smartphones: tragbares Internet für alle, im Abtausch gegen Abstriche beim Produkt.

Den Preisschlager unter den Diskont-Smartphones lieferte auf dem Mobile World Congress die Mozilla-Stiftung, bekannt vor allem für den Internetbrowser Firefox: Mozilla will in Kooperation mit Handyherstellern ein Smartphone zum Preis von 25 Dollar (18 Euro) auf den Markt bringen. Das Gerät werde „noch mehr Menschen auf der ganzen Welt mit dem Internet verbinden“, sagte der Mozilla-Manager Jay Sullivan. Die Stiftung will sich auf Smartphone-Neulinge in Afrika und Asien konzentrieren. Mozilla stellte das Smartphone-Betriebssystem Firefox OS vor einem Jahr vor. Im Juli begann die spanische Telefónica mit dem Verkauf des ersten Smartphones mit Firefox OS, wenig später folgte die Deutsche Telekom in Polen.

Nokia stellt Android-Handy vor

In Indien und Brasilien wurden im Vorjahr jeweils rund 28 Millionen Smartphones verkauft, das entsprach drei Prozent des Weltmarktes. Bis 2017 soll allein der indische Smartphone-Markt auf zehn Prozent des weltweiten Geschäfts anwachsen, prognostiziert der Marktforscher IDC. In China sollen im Vorjahr schon 350 Millionen Smartphones verkauft worden sein, ein Drittel des weltweiten Absatzes. Heuer sollen es 450 Millionen Stück werden.

Auch Microsoft kündigte auf dem Kongress an, günstige Smartphone-Modelle zu forcieren. Dazu sollen die Anforderungen an Geräte, die mit dem Microsoft-Betriebssystem Phone laufen, herabgesetzt werden. Der finnische Nokia-Konzern etwa setzte bei seinen Smartphones bislang vor allem auf das Microsoft-Betriebssystem. Derzeit ist es aber nicht möglich, damit günstige Smartphones zu bauen wie mit der offenen Software Android. Daher hat Nokia die hartnäckigen Gerüchte wahr gemacht und auf dem Mobile World Congress ein Android-Smartphone präsentiert. Das Nokia X richtet sich vor allem an Kunden in den Schwellen- und Entwicklungsländer. Geplant sind drei Versionen zu 89 Euro, 99 Euro und 109 Euro.

Telefonieren über WhatsApp

Auch österreichische Unternehmen sind auf der Messe in Barcelona vertreten, auf der jährlich die Neuheiten der Handy- und Tablet-Branche präsentiert werden. Der oberösterreichische Hersteller Emporia etwa stellt sein erstes Touchscreen-Smartphone für ältere Nutzer vor: Das Emporia Smart läuft wie das Nokia X mit Android. Das Betriebssystem wurde dafür an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst.

Das Online-Netzwerk Facebook hingegen will sich wieder mehr um die Jungen kümmern und kaufte zu diesem Zweck in der Vorwoche für 19 Mrd. Dollar den Nachrichtendienst WhatsApp. Frisch gestärkt bläst WhatsApp-Chef Jan Koum nun zum Angriff auf die traditionellen Mobilfunker: Ab dem zweiten Quartal werde WhatsApp auch eine Telefonfunktion anbieten, so Koum am Montag auf der Messe in Barcelona. „Unser Ziel ist es, weltweit auf jedem Mobiltelefon vertreten zu sein.“ Derzeit hat WhatsApp 450 Millionen Nutzer. Es gibt also noch so einiges Potenzial. (hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2014)

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