China hat ein handfestes Terrorismusproblem.
Noch sind die Täter nicht eindeutig identifiziert, die Motive für ihr Gemetzel an 29 Wanderarbeitern und Reisenden nicht klar. Aber wenn die sofort erfolgte Schuldzuweisung der chinesischen Behörden tatsächlich zutreffen sollte – die Angreifer stammten aus dem Milieu uigurischer Separatisten –, dann hat die Volksrepublik ein handfestes Terrorismusproblem.
Bisher war die Auseinandersetzung zwischen Uiguren und der Han-chinesischen Übermacht auf die Heimatprovinz Xinjiang dieser moslemischen Minderheit eingegrenzt. Dort kam und kommt es immer wieder zu blutigen Zusammenstößen – 2009 sogar mit bis zu 200 Toten.
Wenn jetzt uigurische Fanatiker ihren Abwehr- und Befreiungskampf gegen die Han-Chinesen über die Grenzen von Xinjiang hinaustragen – im Herbst 2013 auf den Pekinger Tiananmen-Platz, am Wochenende vermutlich nach Kunming –, ist Feuer am Dach der Volksrepublik.
Der kommunistische Sicherheitsstaat, der mit immer repressiveren Maßnahmen in Xinjiang die Eskalation vorangetrieben hat, wird jetzt mit noch mehr Härte antworten. Das aber wird nur noch mehr Uiguren in den Widerstand und zu Verzweiflungsaktionen treiben. Wobei es für das Niedermetzeln unschuldiger Passanten weit ab der Konfliktzone nicht die geringste Entschuldigung geben kann. Das ist niemals Widerstand, das ist blanker Mord.
burkhard.bischof@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2014)