Wiener Festwochen: Schauspielchefin Frie Leysen geht

Frie Leysen
Frie Leysen(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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Frie Leysen ist bereits die zweite Kollegin von Intendant Markus Hinterhäuser, die die Zusammenarbeit vorzeitig beendet.

Im Dezember hatten Intendant Markus Hinterhäuser und seine Schauspielchefin Frie Leysen noch gemeinsam ihr erstes Programm präsentiert, nun verlässt die Belgierin die Wiener Festwochen: Leysen geht mit Ende Juni. Man habe sich "im besten beiderseitigen Einvernehmen darauf geeinigt, die Zusammenarbeit nach den Wiener Festwochen 2014 zu beenden", gab das Festival am Mittwoch bekannt. Das Schauspielprogramm soll 2015 von Stefan Schmidtke und 2016 von Marina Davydova kuratieren werden. "Die jährlich wechselnden Kuratoren stehen für spannende programmatische Beweglichkeit und versprechen verschiedene Blickwinkel auf die aufregende und faszinierende Theaterlandschaft Europas und der Welt", so Hinterhäuser.

"Frie Leysen möchte sich beruflich verändern und künstlerisch anderen Horizonten zuwenden. Markus Hinterhäuser und Wolfgang Wais werden den Plänen von Frie Leysen, der sie größte Wertschätzung und Anerkennung entgegenbringen, nicht im Wege stehen", heißt es in der Pressemitteilung.

In den vergangenen Wochen war immer wieder kolportiert worden, dass die Schauspielchefin mit der ihrer Meinung nach zu geringen Autonomie innerhalb des Festwochenprogramms unzufrieden war.

Shermin Langhoff sagte überraschend ab

Leysen war im August 2012 engagiert worden, nachdem die ursprünglich als stellvertretende Intendantin und Chefkuratorin vorgesehene Berliner Theatermacherin Shermin Langhoff überraschend "aus persönlichen, familiären Gründen" abgesagt hatte.

Hinterhäuser, der heuer seine ersten Festwochen als bis 2016 verpflichteter Intendant bestreitet, hatte Frie Leysen bei ihrer Bestellung im August 2012 als "ganz große Theatermacherin", die "fantastisch bewandert in der internationalen Szene" sei, bezeichnet. "Sie ist meine Wahl", hieß es damals.

Zur Person: Marina Davydova

2016 soll die in Russland geborene Theaterwissenschafterin, Autorin, Theaterkritikerin und Festivalleiterin Marina Davydova die Kuratorentätigkeit übernehmen. Nach dem Abschluss an der Theaterwissenschaftlichen Fakultät der Russischen Akademie für Theaterkunst verfolgte Davydova eine Karriere an der Universität und arbeitete als Forschungsbeauftragte, ehe sie an verschiedenen Lehreinrichtungen "Westeuropäische Theatergeschichte" unterrichtete und Vorlesungsreihen über Theaterkritik hielt. Ihre Publikationen behandeln etwa die jüngste Entwicklung des Theaters in Russland ("Das Ende einer Theaterepoche", 2005) oder das westeuropäische Theater in der Renaissance (Kapitel in "Geschichte des westeuropäischen Theaters seit der Renaissance bis zum Ende des 14. Jahrhunderts").

Nach vielen Jahren als Theaterkritikerin der ältesten russischen Tageszeitung "Iswestija" ist sie heute als künstlerische Leiterin des Moskauer Festivals NET (Neues Europäisches Theater) und als Chefredakteurin der Theaterzeitschrift "TEATR" tätig.

Zur Person: Stefan Schmidtke

Der in Ostdeutschland geborene Stefan Schmidtke ist den Festwochen nicht fremd, war er doch von 2001 bis 2005 unter Intendant Luc Bondy als künstlerischer Leiter der Reihe forumfestwochen ff tätig. Der Festivalleiter, Dramaturg und Übersetzer von Theaterstücken aus dem Russischen ins Deutsche studierte in Moskau von 1992 bis 1996 Regie an der Akademie für Theaterkunst, ehe er mehrere Produktionen der Avantgardebühne Baracke des Deutschen Theaters Berlin, des Schauspielhauses in Omsk (Westsibirien) und des Moskauer GITIS-Theaters inszenierte.

Bei der "EXPO 2000" in Hannover zeichnete Schmidtke für die Internationale Sommerakademie des Festivals Theaterformen verantwortlich, ehe er zu den Wiener Festwochen wechselte. Nach einer Neugründung des Festivals Theaterformen in Hannover und Braunschweig 2006 und Leitung der Reihe bis 2008, hatte Schmidtke 2009 und 2010 die künstlerische Leitung des internationalen Programms der Stiftung "Europäische Kulturhauptstadt Tallinn 2011" inne. 2011 bestellte ihn der schwedische Theaterleiter Staffan Valdemar Holm zum Leitenden Dramaturgen des Düsseldorfer Schauspielhauses.

(APA/Red.)

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