Unterrichtsministerin "dramatisiert"

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Die ÖVP-Landesschulratspräsidenten halten eine etwaige Verschiebung der Zentralmatura für "eine große Katastrophe" und üben Kritik an Heinisch-Hosek.

Wien. Es ist ein dramatischer Vergleich, den der oberösterreichische Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer (ÖVP) anstellt: „Beim Segeln würde man die kurzfristige Verschiebung der Zentralmatura als Manöver des letzten Augenblicks bezeichnen. Es ist das gefährlichste Manöver überhaupt – meist gibt es dabei sogar Verletzte.“

Mit Aussagen wie diesen versuchten die ÖVP-Landesschulratspräsidenten gestern, Donnerstag, Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) vor einer Verschiebung der Zentralmatura zu warnen. Die Ressortleiterin stoppte nach dem Bekanntwerden des BIFIE-Datenlecks („Die Presse“ berichtete exklusiv) alle zentralen Tests und brachte damit auch die Zentralmatura ins Wackeln. Das Credo: Erst wenn die Sicherheit der Maturabeispiele garantiert werden kann, gibt es grünes Licht für die Zentralmatura. Bis zum 4.April soll eine entsprechende Entscheidung fallen, ließ Heinisch-Hosek wissen.

Für Enzenhofer und seine Kollegen ist schon jetzt klar: Die Zentralmatura soll wie geplant stattfinden – alles andere wäre eine „große Katastrophe“. Die Schüler seien bildhaft gesprochen auf einen 100-Meter-Lauf vorbereitet worden. Sie nun auf die Langstrecke zu schicken wäre „fatal“. Es handle sich zwar in beiden Fällen um eine Laufdisziplin. Man müsse für die Strecken aber völlig anders trainieren, so der oberösterreichische Landesschulratspräsident.

Nachteil für Jugendliche

Außerdem sei die Vorbereitung für die Lehrer „nicht mehr machbar“. Sie müssten die Beispiele dann wieder selbst erstellen. Von einer Verschiebung wären bis zu 90Prozent der Gymnasien betroffen – sie nehmen schon heuer in mindestens einem Fach an der Zentralmatura teil. An zwei Standorten geht es sogar um die komplette Matura.

Die ÖVP-Landesschulratspräsidenten zeigen grundsätzlich kein Verständnis für die Vorgehensweise der Unterrichtsministerin: „Ich halte das Ganze für eine Dramatisierung, die so nicht notwendig ist“, sagt Enzenhofer. Bei den durchgesickerten Daten habe es sich um Informationen gehandelt, die bei der Informellen Kompetenzmessung (IKM) erhoben worden sind. Die Beispiele der Zentralmatura unterlägen völlig anderen Sicherheitsstandards, so der Präsident. Er gehe jedenfalls davon aus, dass die Maturabeispiele sicher sind.

Auch der ausgerufene generelle Teststopp ist den Präsidenten ein Dorn im Auge: „Das gereicht den Jugendlichen zum Nachteil“, sagt die Tiroler Landesschulratspräsidentin Beate Palfrader. Die Daten müssten laufend erhoben werden, um eine faktenbasierte Schulentwicklung zu ermöglichen.

Trotz aller Kritik an der Vorgehensweise halten die ÖVP-Landesschulratspräsidenten nichts von einem Rücktritt Heinisch-Hoseks. „Das bringt in der Sache nichts“, sagt Enzenhofer. Er mahnt die Ministerin aber: Es brauche eine bessere Informationspolitik. Die Landesschulratspräsidenten möchten die Dinge „nicht erst über die Medien erfahren“. (j.n.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2014)

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