Don't let your Hunzi brunzi on my Papers

Imago (Sven Lambert)
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Wien im Frühjahr bietet die eine oder andere olfaktorische Überraschung.

Etwa die, dass die heimelige Großstadtatmosphäre einen ruralen Hauch bekommt – weil die Landwirte in und um Wien beginnen, ihre Felder mit Gülle zu veredeln. Immerhin, an anderer Front hat der milde Winter heuer dafür gesorgt, dass es keine große Überraschung gibt. Dass nämlich nicht unter dem auftauenden Schnee jene Reste auftauchen, die die Stadt Wien seit Jahren ins Sackerl zu packen anregt. Wobei diese städtische Endreimkampagne durchaus zu einer Verbesserung der Situation geführt hat. Und Menschen, die ohne Plastik über der rechten Hand ihren Hund ausführen, fast schon als Exoten gelten. Doch wie es aussieht, dräut bereits die nächste Stufe der Eskalation im tierisch-menschlichen Zusammenleben. Denn zunehmend regt sich auch Widerstand gegen die flüssige Variante, die beim Spazieren mit dem Hund eben anfällt.

„Bitte lassen Sie Ihren Hund nicht an meine Fassade pinkeln“, liest man etwa in einer Auslagenscheibe in Rudolfsheim-Fünfhaus. Mit drei Rufzeichen. „Hunde bitte hier nicht pissen lassen. Es stinkt im Laden“, prangt wiederum an der Front eines Comicgeschäfts in Neubau. Mit noch viel mehr Rufzeichen danach. Könnte sein, dass Hunde die neuen Puber werden – und die Polizei vielleicht bald einen eigenen Beauftragten zum Schutz der Hauswände vor der feuchten Bedrohung abstellt.

Aber nicht nur Hauswände, selbst die eine oder andere Verkaufsware, die in Bodennähe präsentiert wird, ist zur Zielscheibe hündischer Attacken geworden. Was mitunter für erheiternde Gegenwehr sorgt. Wie etwa vor der Trafik am Hohen Markt – dort mahnt ein handgeschriebener Zettel: „Don't let your Hunzi brunzi on my Papers.“ Zwar mit einem Apostroph zu viel, aber das sei dem tapferen Verteidiger mit seinem polyglott-wienerischen Endreim verziehen. Der Slogan setzt sich – ähnlich wie das Gackerl-Sackerl – regelrecht im Hirn fest. Ob man im Büro von Umweltstadträtin Ulli Sima schon daran denkt, daraus eine neue Kampagne zu stricken?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Erich Kocina

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2014)

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