Auf den "Seven Summits" unter dem Laaer Berg

Asfinag-Gipfel: Aconcagua, dahinter Everest, Wien Favoriten.
Asfinag-Gipfel: Aconcagua, dahinter Everest, Wien Favoriten.(c) Die Presse (Wolfang Freitag)
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Neulich, ich hatte mir ein paar Tage freigenommen, beschloss ich, den Mount Everest zu besteigen. Ich weiß, das ist längst nichts Besonderes mehr.

Neulich, ich hatte mir ein paar Tage freigenommen, beschloss ich, den Mount Everest zu besteigen. Ich weiß, das ist längst nichts Besonderes mehr, Reiseveranstalter, die etwas auf sich halten, bieten ja schon seit Jahren ein Himalaja-8000er-All-inclusive für den „ambitionierten Bergfreund“ an, und in Zeiten, in denen man nur noch dann in die Schlagzeilen kommt, wenn man die läppischen paar tausend Höhenmeter aufwärts im Kopfstand, abwärts auf Inlineskates bewältigt, in solchen Zeiten ist eine kleine Mount-Everest-Tour nicht viel mehr, als unseren Großeltern ein Ausflug auf den Parapluiberg war. Mir freilich ist Ruhm ohnehin egal, und im Übrigen wollte ich ja nur ein wenig entspannen.

Ich wählte den Anstieg über die Ostflanke, der zwar, den Zentralverschiebebahnhof Kledering querend, sonst keine besonderen Gefahren birgt, aber auch kaum Gelegenheit bietet, den eigenen Körper auf die Ansprüche einer extremen Höhenlage zu adaptieren. Das Wetter schien mir vorerst nicht geneigt, wilde Winde fegten über Unteres Feld und Mittleres Feld und Oberes Feld und all die anderen Südostwiener Felder, und das wüste Tosen der Außenringschnellstraße S1 füllte grollend des Sturmes Atmenholen zwischen den Böen.

Doch dann, gleich hinter der Himberger Straße: Welch majestätisches Sandbergpanorama, das die Asfinag da den Wiener Stadträndlerinnen und Stadträndlern spendiert hat. Lärmschutzhügel, zu sieben Gipfeln geformt und prompt als „Seven Summits“ ausgewiesen, als jeweils höchste Höhen der sieben Kontinente. Ich beschied mich mit zweien, klomm klopfenden Herzens die gefürchtete Südsteilwand des S1-Aconcagua empor, querte auf schmalem Steppengrasrücken zum benachbarten Mount Everest, um von da wieder in die Untiefen des Wiener Beckens zu tauchen. Ein Erlebnis von unvergesslicher Wucht. Nur eines muss ich dementieren: dass der Mount Everest die höchste Erhebung auf Erden sei. Aus eigener Anschauung weiß ich: Er ist nicht einmal halb so hoch wie der Laaer Berg. In Favoriten jedenfalls.

E-Mails an:wolfgang.freitag@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2014)

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