ÖIAG-Kemler erwartet Allianz mit Telekom-Aktionär Slim

Chef der Staatsholding ÖIAG, Rudolf Kemler
Chef der Staatsholding ÖIAG, Rudolf KemlerAPA/HERBERT NEUBAUER
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In der Vereinbarung mit America Movil soll es um die Standortabsicherung für die Telekom hierzulande gehen. Die Republik will die Sperrminorität halten.

Der Chef der Staatsholding ÖIAG, Rudolf Kemler, hat am Mittwoch verkündet, er will am Freitag vom Aufsichtsrat der ÖIAG das Mandat für den Abschluss eines Syndikatsvertrages mit dem weiteren Telekom-Großaktionär America Movil haben. Ein sogenanntes "Term Sheet" solle bis dann fertig werden, um das Aufsichtsgremium darüber zu informieren. Der Vertrag könne dann "in zwei, drei Wochen" fertig werden.

Österreichische Interessen wahren

Über Summen einer Kapitalerhöhung sei bisher nicht gesprochen worden, so der ÖIAG-CEO im Klub der Wirtschaftspublizisten. Jedenfalls werde der ÖIAG-Eigentümer - die Republik - aber mitziehen, um die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie zu halten. Die America Movil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim will ihren derzeitigen Anteil an der Telekom Austria AG von 26,81 Prozent auf mehr als 30 Prozent steigern. "Nach derzeitigem Stand der Gespräche gehe ich davon aus, dass es zu dem 'Shareholder Agreement' kommen wird", sagte Kemler. Der Staat hält an der Telekom über die ÖIAG momentan 28,42 Prozent.

Eine Kooperation "mit dem Herrn aus Mexiko" werde sehr gut möglich sein - davon geht Kemler aus. Österreichische Interessen müssten "ganz klar" ins Agreement einfließen. Hierbei geht es etwa um die Standort- bzw. Headquarter-Absicherung, Forschung und Entwicklung hierzulande zu halten und eben die Sperrminorität. Das Telekom-Headquarter soll zumindest über zehn Jahre in Wien bleiben und der Aufsichtsratschef soll auch längerfristig ein Österreicher sein, wie von Insidern verlautet.
Der Vertrag sei ähnlich einem Ehevertrag, auf dem man "hoffentlich nie zurückgreifen muss, der aber für den "Worst Case", den Streitfall, da ist", so Kemler. Ohne die zwei großen chinesischen Telekom-Firmen handle es sich bei America Movil um den zweitgrößten Telekomanbieter der Welt - "ein perfekter strategischer Partner", meinte Kemler.

Entscheidung zu ÖIAG-Umbau steht bevor

Zum bevorstehenden Umbau der Staatsholding ÖIAG zu einer Beteiligungsholding samt dividendengespeistem Fonds "wird auf Basis eines ÖIAG-Konzepts derzeit intensiv von der Regierung beraten", sagte Alleinvorstand Kemler. Bei einem sehr wahrscheinlich anwachsenden Portfolio und damit erhöhtem Arbeitsaufwand verschließe er sich auch einem zweiten Vorstand nicht. Die politische Grundsatzentscheidung - vor einem wohl nötigen Gesetz und natürlich Beschluss in den ÖIAG-Gremien - ist also zeitlich schon nah: "Ich würde sagen, dass die Sache in den nächsten Wochen finalisiert wird", so Kemler.

Der Bund hält derzeit bei 37 "marktnahen" Unternehmen mehr als die Hälfte. "Marktnah bedeutet, diese Firmen verdienen ihr Geld am Markt. Die 37 Firmen sind auf sieben Ministerien aufgeteilt und dort teils wieder auf mehrere Sektionen. Wahrscheinlicher Kandidat für einen "Umzug" unters Dach der ÖIAG ist etwa der Verbund. Kolportiert werden beispielsweise auch die Bundesforste oder die Bundesimmobiliengesellschaft BIG. Auch der staatliche Anteil an den Casinos Austria könnte wandern. Ausgeschlossen sein sollen die ÖBB.

(APA)

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