Studie: Topmanager verdienen weniger

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Österreichische Spitzenkräfte bekamen 2013 weniger Boni ausgezahlt als im Jahr davor.

Wien. Es ist ein bisschen ein Eiertanz, den Karl Javurek, Vorsitzender des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF), am Mittwoch aufführt, als er die aktuelle Einkommensstudie der österreichischen Spitzenverdiener präsentiert.

Denn einerseits ist man ja Interessenvertretung und hatte 2013 einen Rückgang bei den Einkommen von Managern der ersten Führungsebene von nominell sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu beklagen. Andererseits ist das Verständnis für darbende Wirtschaftsbosse mit einem durchschnittlichen Bruttoverdienst von 186.900 Euro jährlich (nur eine Handvoll Topmanager verdiente im siebenstelligen Bereich) bei der Bevölkerung enden wollend.

Was ist fair und angemessen?

Das weiß man natürlich auch beim WdF und hütet sich daher tunlichst davor, die österreichischen Spitzenkräfte als unterbezahlt zu titulieren. Allerdings will Javurek eines ganz klar festhalten: „Die Diskussion über überzogene Spitzengehälter ist unangebracht. Die tatsächlichen Zahlen entsprechen nicht dem veröffentlichten Bild.“

Die Frage, was denn tatsächlich fair und angemessen sei, wollen aber weder Javurek noch Studienautor Felix Josef vom Marktforschungsinstitut Triconsult beantworten. Javurek appelliert lediglich, die Zahlen in Relation zu setzen. Eine Topführungskraft habe im Schnitt „nur“ das 4,2-Fache des durchschnittlichen Jahreseinkommens eines vollzeitbeschäftigten Österreichers (44.730 Euro). Der Grund für die finanziellen Einbußen der befragten Generaldirektoren, Vorstände und Geschäftsführer: Die sogenannten „variablen Gehaltsbestandteile“, also die erfolgsabhängigen Prämien (Boni), gehen zurück. Diese machten 2013 immerhin noch rund ein Fünftel der gesamten Bezüge von Topführungskräften aus.

Abteilungsleiter verdienen mehr

Während die Angehörigen der ersten Führungsebene, deren Boni von Umsatz und Gewinn abhängig sind, Einkommenseinbußen hinnehmen mussten, konnten sich die Manager der zweiten Ebene (Abteilungsleiter) 2013 über fünf Prozent mehr Einkommen freuen. Sie verdienten 2013 im Schnitt 124.200 Euro brutto im Jahr.

Der Unterschied zu den Vorständen und Geschäftsführern der ersten Ebene ist der, dass die Boni der zweiten Ebene in der Regel von Zielvereinbarungen abhängig gemacht werden und nicht von der monetären Situation des Unternehmens. Und Letztere ist eben nicht nur von der individuellen Leistung der Manager, sondern auch von der Konjunktur abhängig. Die Wirtschaftskrise schlägt sich also auch in den Geldbörsen der Spitzenverdiener nieder. So kann man in der inflationsbereinigten Einkommensentwicklung seit 1982 (siehe Grafik) im obersten Segment bis 2009 eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung feststellen. Danach geht es mit einem Ausreißer 2011 bergab.

„Neid ist Teil der heimischen Identität“

In der Debatte um die Verhältnismäßigkeit der Managereinkommen sei auch zu beachten, dass diese im internationalen Vergleich verhältnismäßig gering ausfallen würden, betont Javurek – allerdings ohne Vergleichswerte vorzulegen. In Ländern wie Deutschland, der Schweiz, England oder den USA seien diese jedenfalls wesentlich höher.

Das zeige sich auch bei den in Österreich ansässigen internationalen Konzernen, die ihre Führungskräfte besser entlohnen würden und auch bei den Boni weniger restriktiv seien. Generell gelte: Je größer und umsatzstärker ein Unternehmen, desto besser werden die Manager bezahlt. „Wer also wirklich gut verdienen will, geht am besten zu einem ausländischen Großkonzern“, sagt Karl Javurek.
Kritisch sieht er die 2013 eingeführte Solidarabgabe für hohe Einkommen. Maßnahmen wie diese würden den Wirtschaftsstandort Österreich gefährden. Es sei an der Zeit, sich endlich von der Neidkultur, die „Teil der österreichischen Identität“ sei, zu lösen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2014)

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