Konflikt: "Atomwaffen auf Falklandinseln"

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Argentiniens Präsidentin Kirchner überrascht mit neuem Vorwurf. Das britische Gebiet sei eine geheime Nato-Basis.

Buenos Aires. Es ist fast ein Ritual. Immer Anfang April darf sich die Regierung in London auf diplomatischen Südwestwind einstellen: Dann jährt sich die argentinische Invasion der britischen Inselgruppe im Südatlantik des Jahres 1982, die von den Briten Falkland Islands, von Südamerikanern Islas Malvinas genannt werden.

Mit einem Feiertag gedenkt Argentinien der 649 argentinischen Soldaten, die im 54-tägigen Krieg um den Archipel starben. Ansprachen gipfeln meist in der Forderung nach dem Abzug der Briten von den Eilanden, die sie 1833 besetzt hatten. Heuer bat Präsidentin Cristina Kirchner Politiker, Industrielle und Fußvolk in ihren rosafarbenen Regierungspalast. Via TV präsentierte sie einen neuen Geldschein, auf dem die Inseln abgebildet sind. 50 Peso ist die Notierung, mit umgerechnet kaum fünf Euro die zweitgrößte Banknote des Landes; ein Zeichen für die rasante Inflation, die mit monatlich über drei Prozent Kirchners Prestige zusetzt.

Ähnlich rasant steigern sich die Vorwürfe gegen London. Kirchner behauptete, London habe die Inseln zur Basis ausgebaut, von der aus die Nato den Südatlantik kontrolliere. „Die Malvinas sind die wichtigste Nato-Basis im Südatlantik. Diese Wahrheit können sie nicht mehr verbergen!“, so Kirchner, ohne Quellen zu nennen. Die Inseln gehörten zu den höchstmilitarisierten Orten der Welt, von 3000 Bewohnern seien 2000 beim Militär. Kirchner zählte dortige Waffen auf, darunter ein Atom-U-Boot, das „Atomwaffen“ tragen könne. Das sei ein Bruch des Vertrags von Tlatelolco – darin wurden Lateinamerika und die Karibik 1969 zur atomwaffenfreien Zone erklärt.

Eine irrige Vorstellung

London wies die Vorwürfe zurück. Man habe nur so viele Soldaten stationiert, wie „zur Verteidigung notwendig“ sind. Die Atomwaffenfreiheit des Subkontinents würde respektiert. Im Übrigen sind U-Boote, die atomar betrieben werden, nicht automatisch mit Kernwaffen bestückt – jene U-Boote, die die Royal Navy regelmäßig im Südatlantik kreuzen lässt, sind es wohl nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2014)

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