Ein Klubchef löst einen Rassismusskandal aus

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Donald Sterling, Boss der Los Angeles Clippers, sorgt für Fassungslosigkeit in der amerikanischen Profiliga. Auf Audioaufnahmen sollen rassistische Bemerkungen zu hören sein. "Eine verdammte Schande!"

Washington. Ein heftiger Rassismusskandal um einen Klubbesitzer sorgt für Fassungslosigkeit in der NBA und erzürnt auch US-Präsident Barack Obama. Die Basketball-Profiliga kündigte an, Vorwürfe gegen Donald Sterling, Boss der Los Angeles Clippers, „außerordentlich schnell“ untersuchen zu wollen. „Die von TMZ veröffentlichten Audioaufnahmen sind verstörend und beleidigend“, erklärte NBA-Commissioner Adam Silver. Darauf soll dem Bericht des Internetportals zufolge Klubchef Donald Sterling zu hören sein, wie er im Gespräch mit seiner Freundin rassistische Bemerkungen macht.

Die Person auf der Aufzeichnung erklärte, dass seine Freundin keine Dunkelhäutigen mit zu „seinen Spielen“ bringen soll und bezieht diese Aussage auch auf die frühere NBA-Legende Earvin Magic Johnson. „Es besorgt mich sehr, dass du zur Schau stellst, dass du dich mit schwarzen Menschen abgibst“, ist zu hören. Die Clippers stellten die Authentizität der Aufnahme infrage. „Wir wissen nicht, ob diese original ist oder verändert wurde“, teilten die Kalifornier mit. Sterling betone, dass die Aussagen nicht seine Ansichten oder Gefühle widerspiegeln.

Zahlreiche Spieler und Trainer aus der NBA, Musikgrößen wie Snoop Dogg, Bürgerrechtler Jesse Jackson sowie Obama zeigten sich in ihrer Abscheu über die Aussagen vereint. Diese seien „unglaublich rassistisch beleidigend“, erklärte der amerikanische Staatschef in Kuala Lumpur.

„Wenn ignorante Menschen ihre Ignoranz zur Schau stellen wollen, musst du nichts machen, außer sie reden zu lassen.“ Obama betonte, dass die NBA tief in der afroamerikanischen Kultur verwurzelt sei. Earl Lloyd ist 1950 als erster dunkelhäutiger Spieler auf dem Parkett, inzwischen haben knapp drei Viertel der Spieler diese Hautfarbe.

Für NBA-Commissioner Silver ist die Klärung der Rassismusdebatte nun seine erste große Aufgabe, seitdem er das Amt von David Stern übernommen hatte. Es sei jedoch zu früh, „mögliche Sanktionen gegen Donald Sterling zu diskutieren“, sagte er.

Der direkt angesprochene Magic Johnson hat sein Urteil bereits gefällt und twitterte: „(Ehefrau) Cookie Johnson und ich werden nie wieder zu einem Clippers-Spiel gehen, solange Donald Sterling Besitzer ist.“ Gregg Popovich, Erfolgscoach der San Antonio Spurs, nannte die Kommentare „widerwärtig“- Und Miamis Superstar LeBron James betonte: „Es gibt keinen Platz für Donald Sterling in der NBA.“

Boykott und Demonstration

Eine Bürgerrechtsbewegung plante für Dienstag eine Demonstration vor dem Staples Center, in der die Clippers ihre fünfte Play-off-Partie gegen die Golden State Warriors absolvieren werden. Zwischenzeitlich dachte das Team um Star-Aufbauspieler Chris Paul über einen Boykott des Spiels in Oakland nach, entschied sich jedoch nach einem 45-minütigen Treffen dagegen. „Dies ist ein sehr ernstes Thema, das wir aggressiv angehen werden“, sagte Paul in seiner Funktion als Präsident der Spielergewerkschaft. Vor allem, weil unterschwelliger Rassismus aus Sicht der Profis kein Einzelfall ist. „Es ist eine verdammte Schande, aber traurige Realität, dass es Menschen in der Welt gibt, die mit dieser Ignoranz weitermachen“, erklärte Lakers-Routinier Kobe Bryant.

Es ist nicht der erste Rassismusvorfall um den über 80 Jahre alten Milliardär Sterling, der die Clippers 1981 gekauft hat und damit aktuell der am längsten amtierende Besitzer eines NBA-Klubs ist. Der Immobilienunternehmer stand bereits im Fokus mehrerer Prozesse.

Im November 2009 stimmte er der Zahlung von 2,73 Millionen US-Dollar zu, da er sich geweigert hatte, Appartements an Hispanoamerikaner, Schwarze und Familien mit Kindern zu vermieten. „Diesmal gibt es für Sterling keinen Ausweg“, titelte espn.com und fordert trotz der noch unklaren rechtlichen Lage harte Konsequenzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2014)

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