Alstom-Deal: Paris legt sich quer

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Zur Abwehr einer Milliarden-Offerte des US-Konzerns General Electric für eine Sparte des französischen Technologiekonzerns Alstom bittet Frankreich Siemens um ein Gegengebot.

Paris/München/Fairfield. Die französische Regierung wehrt sich massiv gegen einen Verkauf des französischen Industrie-Aushängeschilds Alstom an die Amerikaner. Wie berichtet, will der US-Mischkonzern General Electric (GE) die Energiesparte des französischen Herstellers von Zügen und Energietechnik kaufen.

Zur Abwehr der Offerte des US-Konzerns hat Frankreich den deutschen Konkurrenten Siemens um ein Gegengebot gebeten. Dies berichtete die Zeitung „Le Figaro“. Zuvor hatte Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg zur Zeitung „Le Monde“ gesagt, die Regierung arbeite an alternativen Lösungen und Szenarien zu einer GE-Übernahme. Alstom stehe für die industrielle Stärke und den Erfindergeist Frankreichs. Es bestehe die Gefahr, dass man ein Zentrum wirtschaftlicher Entscheidungen verliere.

Der Verwaltungsrat von Alstom kam nach Informationen von „Le Figaro“ am Sonntag zusammen, um über einen Verkauf seiner Kernsparte für Energietechnik an den US-Rivalen zu beraten. Die Energiesparte, die Kraftwerksturbinen herstellt, steht für drei Viertel des Geschäfts von Alstom und könnte rund neun Mrd. Euro erlösen. Um das Schienengeschäft soll es bei der Übernahme nicht gehen, hieß es.

Abhängig von Staatsaufträgen

Bei der französischen Regierung schrillen jedenfalls die Alarmglocken. Alstom ist extrem abhängig von staatlichen Aufträgen, der Konzern stellt unter anderem die TGV-Hochgeschwindigkeitszüge für die Staatsbahn SNCF her und beliefert den Kraftwerksbetreiber EdF. Mit rund 18.000 Beschäftigten arbeiten 20 Prozent der Belegschaft in Frankreich.

Aus informierten Kreisen verlautete, dass GE-Chef Jeff Immelt am gestrigen Sonntag mit Wirtschaftsminister Montebourg zusammenkommen sollte.

Alstom war 2004 in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und vom Staat gerettet worden. Damals war in den Verhandlungen mit EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti bereits ein Verkauf der Energiesparte an den deutschen Siemens-Konzern erwogen worden. Der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy sorgte jedoch dafür, dass ein solcher Deal nicht zustande kam. Derzeit ist Alstom an der Börse 10,4 Mrd. Dollar wert und kämpft mit sinkenden Aufträgen, vor allem von Versorgern. Bei einer Übernahme durch General Electric entstünde für Siemens ein noch größerer Konkurrent– vor allem im Gasturbinengeschäft.

Siemens gesprächsbereit

Am Sonntag meldete sich Siemens zu Wort. Das Münchner DAX-Unternehmen habe „dem Board von Alstom ein Schreiben übermittelt und Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit bekundet“, teilte Siemens mit. Der Konzern bitte um Verständnis, zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Ausführungen dazu zu machen.

General Electric hat sich nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg bereits die Unterstützung des französischen Mischkonzerns Bouygues gesichert. Bouygues hält, wie berichtet, 29 Prozent an Alstom.

General Electric setzt seit einiger Zeit verstärkt auf das Industriegeschäft. Firmenchef Immelt will den Finanzzweig verkleinern und hat sich mit dem Verkauf von NBCUniversal aus dem Mediengeschäft zurückgezogen. General Electric ist der Erzrivale von Siemens und konkurriert mit den Münchnern auch in der Medizintechnik. (DPA/Reuters/red.)

AUF EINEM BLICK

Der US-Konzern General Electric (GE) ist an der Energiesparte der französischen Alstom interessiert. Alstom gilt als Aushängeschild der französischen Industrie. Die französische Regierung legt sich gegen einen Verkauf an die Amerikaner quer. Im Zweifelsfall wäre den Franzosen der deutsche Siemens-Konzern als Käufer lieber. Dieser zeigt sich gesprächsbereit, will sich aber nicht festlegen. Durch eine Übernahme durch GE entstünde ihm ein großer Konkurrent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2014)

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