Air Berlin mit Riesenverlust: Finanzhilfe aus Abu Dhabi

Air Berlin - Prock-Schauer
Air Berlin - Prock-SchauerAPA/dpa/Paul Zinken
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450 Millionen Euro sollen der "Niki"-Mutter wieder auf die Beine helfen. Air Berlin plant nun einen radikalen Umbau.

Die schwer angeschlagene deutsche Fluggesellschaft AirBerlin - Konzernmutter der österreichischen Billigfluglinie Niki - erhält nach einem Riesen-Verlust 2013 in Kürze eine weitere Finanzspritze von Etihad Airways. Insgesamt geht es um eine Rekapitalisierung im Volumen von 450 Mio. Euro. Ein radikaler Umbau steht bevor. Der arabische Großaktionär Etihad zeichnet eine Wandelanleihe im Volumen von 300 Millionen Euro, teilte AirBerlin am späten Sonntagabend mit. Zudem werde AirBerlin am Kapitalmarkt einen Bond - eigene Unternehmensanleihe - von mindestens 150 Millionen Euro platzieren. Durch diese Rekapitalisierung fließen dem Unternehmen bis Jahresende insgesamt 450 Millionen Euro zu.

Sparpaket war zu klein

AirBerlin plant nun einen grundlegenden Umbau. Das laufende Sparprogramm reiche nicht aus, teilte Unternehmenschef Wolfgang Prock-Schauer in einer Aussendung am späten Abend mit. Details gab es zunächst noch nicht. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft müsse ihre "Handlungsoptionen, die auch das langfristige Geschäftsmodell betreffen, grundsätzlich evaluieren". Der aus Österreich stammende Konzernchef Prock-Schauer kündigte jedenfalls "fundamentale Neustrukturierung" an.

2013 hat AirBerlin unterm Strich einen Verlust von 315,5 Millionen Euro gemacht, das wurde ebenfalls Sonntagnacht berichtet. Das Unternehmen steckt seit langem in der Krise. 2012 hatte AirBerlin sein Vielfliegerprogramm an den Großaktionär Etihad verkauft und nur so noch ein leichtes Plus von rund 6,8 Millionen Euro erzielt. 2013 ist auch das laufende Geschäft eingebrochen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank von einem Plus von 70,2 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 231,9 Millionen. Der Konzernumsatz sank von 4,31 Milliarden auf 4,15 Milliarden Euro.

Eigentümerstruktur bleibt unverändert

Auch bestehende Finanzierungen werden nun umstrukturiert: AirBerlin steht ein nicht ausgeschöpfter Gesellschafterkredit zur Verfügung, dessen Laufzeitende von 2016 auf 2021 verlängert worden sei, teilte das Unternehmen weiter mit. Nach diesen Maßnahmen werde die Eigentümerstruktur der AirBerlin unverändert bleiben. Etihad ist die staatliche Fluglinie des Golf-Emirats Abu Dhabi und hält 29 Prozent an AirBerlin.

Nach einer raschen Expansion in den vergangenen Jahren befindet sich AirBerlin derzeit in einer harten Sanierungsphase, die bisher nicht richtig zu greifen scheint. Der Lufthansa -Rivale ist mit rund 800 Mio. Euro verschuldet, das Eigenkapital ist aufgezehrt.

Etihad hat seit 2011 eine halbe Milliarde Euro in die Airline gesteckt. Ohne den Großaktionär vom Golf stünden die Berliner vor dem Aus.

Neuer Risikochef soll Air Berlin auf Kurs bringen

Um wieder auf Gewinnkurs zu kommen, wird das Management-Board um die Funktion eines Chief Restructuring Officer (CRO) erweitert. Ab Mai werde Marco Ciomperlik die Funktion des CRO (Risikochef) übernehmen und die Neustrukturierung steuern. Ciomperlik war in den vergangenen fünf Jahren als Chief Maintenance Officer bei AirBerlin tätig. "Mit unserer erfolgreichen, umfassenden Rekapitalisierung gewinnen wir den notwendigen Handlungsspielraum, um die Fluggesellschaft grundlegend zu restrukturieren und zurück in die Profitabilität zu führen", wird Finanzchef Ulf Hüttmeyer in der Mitteilung zitiert.

Wegen der Verhandlungen über die Zukunft des Unternehmens hatte AirBerlin die Veröffentlichung der Geschäftszahlen zweimal verschoben. Die Verhandlungen sind nach Firmenangaben nun abgeschlossen.

(APA/Reuters/dpa-AFX/dpa)

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