Pizzicato

Tante Käthe und die Provinz

Rudi Völler ist Kult, Birkenstock ist es trotz mancher Häme auch. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt.

Groß ist die Euphorie um „Tante Käthe“, und die deutschen Fußballfans skandieren beseelt und grammatikalisch inkorrekt: „Es gibt nur ein Rudi Völler.“ Das kann der kurzzeitige Retter der Fußballnation längst nicht mehr hören, wohl aber seinen Kosenamen, den ihm Ex-Mitspieler Thomas Berthold verpasst hat. Wegen seiner krausen weißen Haare erinnerte Völler ihn an Tante Käthe.

Was wäre Deutschland ohne seine Provinz? Ohne den Hessen Völler oder seinen Landsmann Johann Adam Birkenstock, den Schuhmacher, dessen Firma mit heutigem Sitz in Linz am Rhein demnächst an die Börse geht – und das gleich an der Wall Street. Kunststück, hat doch „Barbie“ die Gesundheitspatschen in Pink zum Kult erhoben. Steve Jobs hat die klobigen Jesus-Latschen in Hipsterkreisen an der US-Westküste „salonfähig“ gemacht, Frances McDormand trug die maßgeschneiderten Sandalen gar zur Oscar-Gala. Und selbst Leonardo DiCaprio, dessen Mutter, Imelin, aus Oer-Erkenschwick stammt – nördlich des deutschen Fußball-Mekkas Dortmund, wo das jüngste deutsche Fußballwunder seinen Ausgang genommen hat –, streift das Schuhwerk zuweilen über.

Und was wären die Kicker ohne die Stiefel der verfeindeten Brüder Dassler aus dem fränkischen Herzogenaurach, wo „Loddar“ Matthäus seine ersten Fußballschuhe zerriss?

E-Mails an: thomas.vieregge@diepresse.com

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