Design-Check

Wenn Design die Zunge zeigt

Tapete im Schlafzimmer mit Referenz an die Bezirkszunge, entworfen von Stephanie Kneissl. 
Tapete im Schlafzimmer mit Referenz an die Bezirkszunge, entworfen von Stephanie Kneissl. Marlene Mautner
  • Drucken

Design-Akupunktur für Gäste: Ein Wiener Kollektiv mischt in Wien-Brigittenau den Immobilien-Mainstream ganz neu ab. Für einen deutschen Kurzzeitwohnungen-Anbieter.

Wenn hier nicht der Leopolds- und der Kahlenberg die Silhouette am Himmel so sanft mitzeichnen würden: Man könnte überall sein. Ein bisschen Gewerbe-Patchwork, ein paar Bahngleise, ein Sportplatz, Immobilien-Standardware. So zusammengewürfelt nennt man das wohl Stadt. Hier im speziellen Fall heißt das aber: Brigittenau. Mit Übertitel: Wien. Und trotzdem wird hier das Merkmal „Wien“ irgendwie deutlicher, als man vermuten würde. Aber dafür muss man erst einmal die Stadt verlassen und vom öffentlichen Raum ins Private schlüpfen, rein ins Haus mit der Adresse Hopsagasse 8.

Darin nimmt sich ein ganzes Stockwerk der Kurzzeit-Wiener und -Wienerinnen an. Das Berliner Unternehmen Arbio vermietet dort Wohnungen für Tage und Wochen, wie auch in anderen deutschsprachigen Städten. Noch dazu „located in the coolest spots of the city“, behauptet die Website. O. k., das ist in diesem Fall höchstwahrscheinlich gelogen . . . Außer Arbio weiß etwas, von dem Wien noch nichts weiß. Ehrlicher scheint da schon ein anderer Anspruch: jener ans Design. Sonst hätte Arbio wohl nicht bei genau diesem Designkollektiv angerufen. Vielleicht ahnte man schon, dass in diesem Eck die Stadt Wien kaum beliebiger sein könnte. Das musste man unbedingt kompensieren. Im Inneren. Jemand musste es nur noch gestalterisch bestäuben. Mit unkonventionelleren Möbeln, Einzelstücken, Design-Hacks und Ad-hoc-Ideen.

Alma Bektas lieferte die Blumendeko. Und Hannah Kuhlmann lässt ihre Leuchte hängen. 
Alma Bektas lieferte die Blumendeko. Und Hannah Kuhlmann lässt ihre Leuchte hängen. Marlene Mautner

Ausstellungsraum. Diese Aufgabe hat „Design in Gesellschaft“, kurz Ding, übernommen. Mit diesem Namen bündeln sich 14 Gestalter und Designerinnen zu einer Ateliergemeinschaft. In einer Halle in der Engerthstraße, ebenfalls im 20. Bezirk, hat sie ihr temporäres Hauptquartier zur Zwischennutzung. Beim Tun, Machen, Herumspinnen und ernsthaften Entwickeln formen sich dabei mal losere, mal festere gestalterische Konstellationen. Aber spätestens zur Vienna Design Week konzipieren jedes Jahr alle gemeinsam ihren Auftritt. Diesmal mit einer Ausstellung, die „Unding“ heißt. Sie stellt sich frech so manchen landläufigen Klischees im Design, und auch den gängigen Erwartungen und Ansprüchen an die „Dinge“: Muss Design gefallen? Wär es auch Design, wenn am Ende, gar kein Objekt entsteht?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.