Notstand in Lampedusa: Derzeit stranden so viele Flüchtlinge auf der kleinen sizilianischen Insel wie seit Jahren nicht mehr. Ein Lokalaugenschein.
Drei Männer stehen vor der Schlachterei La Chianca del Toros, ihre Augen fixieren das Fleisch in der Auslage. Das Neonlicht spiegelt sich auf ihren Gesichtern. Sie sprechen kein Wort, starren nur das Fleisch an. Ihr Hunger ist greifbar. Dann schaltet der Eigentümer das Licht der seines Geschäfts aus, das Fleisch verschwindet im Dunkeln, die Gesichter der Männer ebenfalls: ein Abend auf der Mittelmeerinsel Lampedusa.
Die drei gehören zu den 6762 Migranten, die das sizilianische Eiland seit Montag auf dem Seeweg erreicht haben und am Mittwoch im Erstaufnahmezentrum registriert waren.
Der sogenannte Hotspot ist mit den hohen Zahlen völlig überfordert, denn konzipiert ist er nur für 400 Menschen. Es gibt nicht einmal ausreichend Platz auf dem Gelände für die vielen Migranten.
Es fehlen Duschen, Nahrungsmittel – an ein Bett für jeden ist nicht zu denken. Vor dem Hotspot sitzen die Migranten daher am Straßenrand oder auf einem staubigen Platz, manche haben im Gestrüpp Schutz gesucht. Andere verteilen sich in Grüppchen über die ganze Insel.