Energie

Wärmepumpen und PV werden zum neuen Standard

Zusätzliche Funktion: Die PV-Paneele in einem Hotel in Schweden lassen teilweise Licht durch und werden als Fassadenelemente und zur Verschattung eingesetzt.
Zusätzliche Funktion: Die PV-Paneele in einem Hotel in Schweden lassen teilweise Licht durch und werden als Fassadenelemente und zur Verschattung eingesetzt. White Architects
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Systeme zur nachhaltigen Strom- und Wärmegewinnung in Gewerbegebäuden boomen. Aus Kostengründen, und weil Wärmepumpen und Fotovoltaik bald in Bauordnungen vorgeschrieben sind.

Die Energiepreise bewegen sich weiter auf hohem Niveau. Immer mehr Unternehmen gelingt es trotzdem, die laufenden Kosten für Heizung und Kühlung mitunter deutlich zu senken. Möglich wird das in vielen Fällen durch Wärmepumpen sowie Fotovoltaikanlagen. Der Einbau solcher Systeme boomt. Dazu hat nicht nur Russlands Angriffskrieg mit den Verwerfungen auf dem Energiemarkt beigetragen, sondern auch verbesserte Technik.

Ließen sich Wärmepumpen früher nur bei Objekten mit Niedertemperaturheizung sinnvoll einsetzen, „gibt es heute keinen Grund mehr, auf diese Technik zu verzichten“, behauptet Bernd Lieber vom österreichischen Hersteller Ochsner. Befindet sich eine Immobilie in wärmetechnisch gutem Zustand, lassen sich für fast alle Anforderungen Lösungen realisieren – selbst beim nachträglichen Einbau, erklärt Lieber.

Wärmepumpe heizt und kühlt

Bei einem burgenländischen Autohaus etwa wurden Lüftungsgeräte an der Decke installiert, um die Gewerbeimmobilie im Winter mit Wärmepumpe zu beheizen und im Sommer damit zu kühlen. Die Kühlfunktion wird quasi als Zusatz geboten und stellt in Zeiten des Klimawandels ein interessantes Asset dar. Herausforderung bei innovativen Heizsystemen ist die Planung.

Simples Aufstellen und Anschließen durch den Installateur wie bei früheren Öl- oder Gaskesseln kann bei einem Wärmepumpensystem mehr Ärger denn Freude bringen. Lieber empfiehlt sowohl für den Neubau als auch für die Sanierung unbedingt einen auf diesem Sektor versierten Planer zu engagieren, der auf eine gesamtheitliche Lösung setzt. Ganz besonders sei das bei größeren Anlagen, bei denen mehrere Wärmepumpen mit PV-Anlage und gegebenenfalls Batterie- und Wärmespeicher kombiniert werden, erforderlich, meint der Experte.

Verpflichtende PV-Anlage

Für Immobilienentwickler und -besitzer werden die neuen Techniken jedenfalls immer interessanter, denn die noch vor kurzem als Alternative bezeichneten Lösungen entwickeln sich zum Standard. Dafür sorgen auch die Maßnahmen der öffentlichen Hand zum Schutz des Klimas. Die Wiener Anwaltskanzlei Wolf Theiss wiederum lädt die Immobilienwirtschaft für kommenden Dienstag zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Fotovoltaik für die nachhaltige Immobilie“. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wann der Bau von PV-Anlagen verpflichtend vorgesehen ist. Bald, erläutert Birgit Kraml, Partnerin bei Wolf Theiss: „Mit der Novelle der Bauordnung wird in Wien schon im kommenden Jahr für bestimmte Gebäude die Errichtung einer PV-Anlage verpflichtend vorgeschrieben sein.“

Neben Gewerbebauten, für die es schon bisher eine PV-Verpflichtung gab, sind nun auch Bildungs- und Wohnbauten davon betroffen. Für Gewerbe- und Bildungsbauten gibt es außerdem die Regelung, vorgeschriebene PV-Kapazitäten auf Ersatzflächen zu errichten, falls sie am Hausdach nicht realisierbar sind. Ähnliche Regelungen werden in mehreren Bundesländern geschaffen.

Mittels BIM (Building Information Modeling) soll künftig auch die Belichtung etwa dieses Lichtschachts genau geplant werden können.
Mittels BIM (Building Information Modeling) soll künftig auch die Belichtung etwa dieses Lichtschachts genau geplant werden können.White Architects

Kraml weist darauf hin, dass bei Neu-, Zu- und Umbauten unter bestimmten Umständen auch hocheffiziente Heizsysteme – wie etwa Wärmepumpen – realisiert werden müssen. Vermietern, die eine Aufwertung ihrer Immobilie planen, empfiehlt die Anwältin in Mietverträgen gegebenenfalls festzuhalten, dass die Installation innovativer Energietechnologien vorgesehen ist. „Dann weiß der Mieter, was auf ihn zukommt“, sagt Kraml. Wobei es ihrer Erfahrung nach oft umgekehrt läuft: „Vor allem gewerbliche Mieter legen immer mehr Wert auf die Nachhaltigkeit des Gebäudes und fordern grüne Klauseln.“

Zusätzliche Funktion: PV-Anlagen zur Verschattung

Einen wichtigen Schritt vorwärts wird es bald auch bei der Planung von PV-Anlagen geben. In einem Forschungsprojekt mit dem Titel BIM4BIPV (Building Information Modeling for Building Integrated Photovoltaik) werden derzeit Lösungen entwickelt, um bereits bei der Planung mit BIM Fotovoltaik­anlagen in das Bauwerk zu integrieren. Und hier vor allem solche, die nicht nur Strom gewinnen, sondern auch zusätzliche Features wie optimale Tageslichtnutzung und Verschattung bieten. „Vor allem für Architekten, die mehr als Standardelemente einsetzen wollen, ergeben sich durch die Gestaltung der Gebäudehülle mit PV mit BIM völlig neue Möglichkeiten“, erzählt Projektleiterin Karin Stieldorf von der TU Wien.

Die Lösung soll auch, betont die Wissenschaftlerin, eine Reihe weiterer Vorteile bieten. Wie bei BIM-Systemen üblich können die einmal eingegebenen Daten der Fotovoltaik an alle in das Projekt Involvierte weitergegeben werden und nach Fertigstellung dem Facility-Management übergeben werden, erläutert Stieldorf. Besonders interessant sind Simulationsmöglichkeiten, die sich in die BIM-basierte Energiebilanz des Gebäudes einbinden lassen – damit man weiß, was die neue Technik tatsächlich bringt.

Boomender Markt: Wärmepumpen und Fotovoltaik

Wer eine Heizung mit Wärmepumpe oder eine Fotovoltaikanlage wünscht, muss warten. Der Markt für solche Anlagen ist laut Zahlen des Klimaministeriums in den letzten beiden Jahren explodiert. 2022 wurde um fast 60 Prozent mehr Wärmepumpen installiert als ein Jahr davor. Die neu errichteten PV-Anlagen erreichten mit 1009 Megawattpeak und einem Plus von über 35 Prozent ebenfalls einen Rekordwert. Bei PV-Anlagen dauert es vor allem aus technischen Gründen mitunter auch, bis Energieversorger den überschüssigen Strom abnehmen.

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