Staatsmacht

Jahrestag der Proteste: Viele Festnahmen im Iran

Kerzen für Jina Mahsa Amini
Kerzen für Jina Mahsa AminiReuters / Anushree Fadnavis
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Auch der Vater von Protestikone Jina Mahsa Amini wurde am Samstag vorübergehend in Gewahrsam genommen.

Teheran. Am ersten Todestag von Protestikone Jina Mahsa Amini ist im Iran laut Menschenrechtsaktivisten deren Vater vorübergehend festgenommen worden. Er habe gerade sein Haus verlassen, als ihn Einheiten der Revolutionsgarden festsetzten, berichtete die Menschenrechtsorganisation Hengaw auf Telegram. Iranische Medien sprechen von einer Falschmeldung. Wenig später war Aminis Vater wieder auf freiem Fuß. Offensichtlich sollte eine von Aminis Familie geplante Gedenkfeier an ihrem Grab dezidiert verhindert werden. Laut dem iranischen Geheimdienst gab es mehrere Festnahmen in den Kurdengebieten.

Am gestrigen Samstag jährte sich erstmals der Tod Aminis, der im Herbst 2022 die schwersten Aufstände im Iran seit Jahrzehnten ausgelöst hatte. Islamische Sittenwächter hatten die damals 22-Jährige wegen eines angeblich nicht richtig getragenen Kopftuchs festgenommen. Was genau danach geschah, ist bis heute ungeklärt – letztlich fiel die junge Frau ins Koma und starb in einem Krankenhaus. Aminis Eltern äußerten früh Zweifel an der staatlichen Darstellung, ihre Tochter sei infolge einer Erkrankung gestorben. Sie gaben lokalen und internationalen Medien zahlreiche Interviews und gerieten somit ins Fadenkreuz der Justiz. Zu Aminis Beerdigung strömten damals Tausende Menschen. Ausgehend von den Kurdenregionen verbreiteten sich die Proteste wie ein Lauffeuer.


„Frau, Leben, Freiheit.“ Vor allem die junge Generation ging nach dem Tod von Jina Mahsa Amini unter dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ gegen die repressive Politik der islamischen Führung auf die Straße. Die Staatsmacht ließ die Proteste, die das Land über Monate hinweg in Atem hielten, gewaltsam niederschlagen.

Aus Sorge vor einem erneut gewaltsamen Vorgehen der Einsatzkräfte am Todestag gab es zunächst keine Protestaufrufe. Den Tag wollten Menschen in den Kurdengebieten dennoch würdigen, etwa durch Ladenschließungen. Auch in anderen Städten traf der Machtapparat Vorkehrungen gegen mögliche neue Proteste, die Polizeipräsenz wurde allerorten erhöht.

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