Rugby-WM

Fidschi: Sportliche Erfolge, die ein ganzes Land definieren

Josua Tuisova und Fidschis Rugbyteam schrieben bei der WM gegen Australien Geschichte.
Josua Tuisova und Fidschis Rugbyteam schrieben bei der WM gegen Australien Geschichte.Getty
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Das kleine Fidschi ärgert bei der Rugby-Weltmeisterschaft in Frankreich die ganz Großen. Was das Ende einer 69-jährigen Sieg-Durststrecke für den Inselstaat bedeutet und warum sein Nationalsport trotz aller Euphorie bedroht wird.

In nur sieben Ländern der Erde gilt Rugby de facto als Nationalsport. Fidschi ist eines davon. Der Inselstaat im Südpazifik, dessen Gesamtfläche etwas weniger als jene von Niederösterreich umfasst und dessen Einwohnerzahl knapp über jener von Tirol liegt, nimmt es in dieser Sportart mit der absoluten Weltelite auf.

So wie am Sonntag bei der Rugby-WM in Frankreich, als die „Flying Fijians“ den ersten Sieg über Australien seit 1954 einfuhren. „Es ist der größte Moment im Fidschi-Sport und generell für das Land“, jubelte Temo Mayanavanua über das historische 22:15 gegen den zweifachen Weltmeister (1991, 1999). „Das ist die beste Sache, die jemals passiert ist“, war auch Fidschis Rugbylegende Waisale Serevi begeistert vom Erfolg seiner Nachfolger.

Eigene Banknote für Nationalhelden

Warum der Jubel derart ausgelassen ausfällt? Zum einen, weil rund jeder elfte Einwohner des Inselstaates registrierter Rugbyspieler ist und fast jeder andere diese Sportart als Hobby betreibt oder hautnah mitverfolgt. Das Spiel mit dem „Ei“ definiert ein ganzes Land – Erfolge umso mehr. Zum anderen brillierten die „Flying Fijians“ bisher vor allem im Siebener-Rugby. Sowohl 2016 in Rio als auch 2021 in Tokio holte Fidschi in jener Variante mit sieben anstatt 15 Spielern (wie bei der aktuellen WM) jeweils olympisches Gold. Es sind dies die einzigen beiden Medaillen in dessen Olympiageschichte. Seit dem ersten Triumph ziert ein Foto des Teams eine Banknote und existiert ein neuer Feiertag im Land. Nach Kapitän Osea Kolinisau wurden Babys und Popsongs benannt.

Dennoch birgt das klassische 15er-Rugby weitaus mehr Prestige. Und hier hat Fidschi allerdings zwei Probleme: die abgeschiedene Lage, die selten hochkarätige Testgegner anlockt, sowie das Abwandern vieler Talente, die in Profiligen wie etwa in Australien spielen und oft vom jeweiligen Zielland eingebürgert werden. Dem zum Trotz soll jetzt zumindest der dritte Einzug in ein WM-Viertelfinale nach 1987 und 2007 gelingen. Fidschi liegt in Gruppe C nach zwei von vier Partien hinter Wales und punktegleich mit dem Dritten, Australien, auf Aufstiegsrang zwei.

„Ich habe wirklich Angst“

Abseits der Euphorie zittert Fidschi jedoch um die Zukunft seines Nationalsports. Der Klimawandel bzw. der Anstieg des Meeresspiegels und immer stärkere Wirbelstürme bedrohen zunehmend die Infrastruktur und damit die Talentschmieden im Land. „Rugby hat so viel für uns gemacht, auch wirtschaftlich und in unserer sozialen Entwicklung“, sagte Ex-Profi Josevata Nagausaukula. „Ich habe wirklich Angst vor dem, was in den nächsten Jahren passiert.“ (stm)

Weitere WM-Partien: England –Japan 34:12, Südafrika – Rumänien 76:0.

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