Morgenglosse

Streiten bis der Arzt kommt

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart.
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart.APA / Eva Manhart
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Die Standesvertretung der Ärzte versinkt in einer Schlammschlacht.

Nach finanziellen Ungereimtheiten bei Equip4Ordi, einem ausgelagerten Unternehmen der Wiener Ärztekammer, versinkt die Standesvertretung in einer Schlammschlacht. Serienweise gegenseitige Anzeigen, Rücktrittsaufforderungen und schwerste Vorwürfe, während die Staatsanwaltschaft in der Causa ermittelt. Der bisher letzte Akt: Die Fraktion von Johannes Steinhart, Präsident der Wiener Ärztekammer, will Erik Randall Huber, ein Mitglied der Gegenfraktion, als Kurienobmann abwählen lassen. Huber hat im Gegenzug Steinhart bei der Aufsichtsbehörde MA40 (Sozial- und Gesundheitsrecht) „angezeigt“, damit sie Steinhart aus dem Amt entfernt.

Bemerkenswert ist, dass sich hier nicht völlig unterschiedliche Parteien bekriegen, wie es oft im Parlament vorkommt, sondern die Mitglieder einer gemeinsamen Allianz, die die Führung der Ärztekammer Wien bildet. Erinnerungen an die Intrigen in der Netflix-Serie House of Cards werden wach.

Und hier kommen wir zu einem entscheidenden Punkt.

Für House of Cards haben die Zuseher etwas bekommen. Nämlich gute Unterhaltung. Bei der Ärztekammer Wien bekommen die Zuseher ein eher abstoßendes Schauspiel von Funktionären, die ihre Energie besser in die Reform des (taumelnden) Gesundheitssystems stecken sollten, um dieses (gemeinsam mit der Politik) wieder auf Kurs zu bringen.

Und: Für House of Cards bezahlen Netflix-Kunden gerne. Für House of Cards in der Wiener Ärztekammer mit seinen Laien-Darstellern will aber niemand bezahlen. Manche müssen es allerdings. Die Rede ist von den Wiener Ärztinnen und Ärzte, die fassungslos sind, wie Ihre Standesvertreter in der Öffentlichkeit agieren. Und das finanziert durch die Zwangsbeiträge der Zwangsmitglieder, die dafür eine Rufschädigung an der gesamten Ärzteschaft bekommen. Wenn Netflix mal eine wirklich schlechte Version von House of Cards bringt, kann man das Abo auch jederzeit kündigen. Wie ist das doch gleich bei der Kammer?

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