Meinung: Und alle Fragen offen

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anz am Schluss, nach der Diskus sion im Radiokulturhaus, eilte Konstantin Wecker zum Flügel und trällerte "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist". Das Publikum gab dankbar Applaus. So beantwortete der Liedermacher zuletzt doch noch die Frage, die er im Gespräch mit dem Architekten Adolf Krischanitz und dem Meinungsforscher Rudolf Bretschneider vergeblich zu bewältigen versucht hatte: "Wie viel Kultur braucht der Mensch?", hatte der weltläufige Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer als Moderator in die Runde geworfen. Beruhigend, zu erfahren, dass auch gescheite Herren manche Frage offen lassen müssen, über die wir täglich hinweg turnen.

Eine verbindliche Antwort gab es nicht. Zumindest aber bildeten sich typische Charaktere der Kultur-Konsumation und Produktion heraus. Der belesene Bretschneider führte Arnold Gehlen an: Das Mängelwesen Mensch sei nicht mehr so stark in die Natur eingebettet, dass es darin sicher wäre. Also habe es bestimmte Kulturtechniken gelernt: Sprache etwa als eine der ältesten Kulturbedingungen. Gute Mythen seien schon wichtig, sagte der intellektuelle Konservative - und lobte die Vorzüge der Langsamkeit, just als in der Runde Begeisterung über die schnellen neuen Medien aufkommen wollte.

Praktiker Krischanitz sprach von den Tücken bei der kunstvollen Gestaltung der Räume. Wenn man seinen Beruf erlernen wolle, gebe es einen oberflächlichen Zugang oder einen, der rasch komplex werde. Die Stadtlandschaft als Gesamtkunstwerk? Ganz trauten die übrigen dem Architekten nicht. Wie viel Architektur braucht der Mensch? Da sind wir nun doch für Beschränkung. Maßlosigkeit sei Wecker gegönnt: Für ihn ist Kultur "ein innerer Antrieb, ähnlich wie jubilieren. Ich pfeife immer, weil eine Musik in mir ist, die raus muss." Solche Typen kann es gar nicht genug geben.

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