US-Börsen: Insider kaufen wieder wie wild Aktien

Die US-Börsen haben viel Potenzial - wenn die meldepflichtigen US-Insider, die jetzt wieder vermehrt Aktien kaufen, den Markt richtig einschätzen.

new york (bloomberg/red.) Manager mit Insiderwissen (Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder) müssen in den USA jede Transaktion mit Aktien des eigenen Unternehmens der Börsenaufsicht melden. Ihr Kaufverhalten gilt - weil sie eben über Insiderwissen verfügen - als wichtiger Indikator für die weitere Entwicklung der Börse.

Im zweiten Quartal haben Manager in den USA so viele Aktien der von ihnen geleiteten Unternehmen gekauft wie zuletzt in den ersten drei Monaten des Vorjahres. Das zeigen Daten von Washington Service, die Bloomberg analysiert hat.

Die Insider nutzten die Abschwächung der Börsenrally und kauften Aktien im Wert von 486 Mill. Dollar. Das ist ein Plus von 75 Prozent zum Vorquartal und ein Anstieg um elf Prozent zum Vorjahresquartal.

Vermögensverwalter werten die Entwicklung als Vertrauensbeweis. Gewinn- und Wirtschaftswachstum dürften auch die Aktienkurse beflügeln, sagt Steven Rhone, Vorstandschef von Wentworth, Hauser and Violich, einer Vermögensverwaltung aus San Francisco. Seit seinem Jahreshoch am 11. Februar hat der Standard & Poor's 500 Index 4,2 Prozent verloren. "Das starke Gewinnpotenzial der US-Unternehmen ist in den Kursen nicht eingepreist, was Insider offensichtlich auch so sehen", betont Rhone. "Bis Jahresende dürften die Börsenbarometer steigen, wenn auch etwas ruckhaft."

Höher waren die Insider-Käufe zuletzt im ersten Quartal 2003, als Aktien im Wert von 601 Mill. Dollar in die Portefeuilles der US-Manager wanderten. Prompt ging es an der Börse bergauf: Der S&P 500, der sein Jahrestief am 11. März 2003 erreichte, legte in den folgenden elf Monaten 45 Prozent zu. Zinssorgen brachten Ernüchterung.

Aubrey McClendon, Vorstandsvorsitzende von Chesapeake Energy Corp., und Tom Ward, Präsident der Öl- und Gasgesellschaft, haben im letzten Quartal insgesamt 5,6 Mill. Dollar in Aktien ihres Unternehmens gesteckt. "Sie sind der Ansicht, dass es keine bessere Anlagemöglichkeit gibt", erklärt Tom Price, Sprecher von Chesapeake Energy. Im letzten Quartal hat die Aktie 9,9 Prozent an Wert gewonnen, angetrieben vom Ölpreisanstieg.

Die im S&P 500 vertretenen Unternehmen dürften dieses Jahr 18,5 Prozent mehr Gewinn einfahren, lautet die Konsensprognose der von Thomson Financial befragten Analysten. In den letzten 20 Jahren lag das jährliche Gewinnwachstum bei durchschnittlich sieben Prozent. Das US-Wirtschaftswachstum wird dieses Jahr auf 4,5 Prozent geschätzt.

Wie es mit den Börsen weitergeht, kann freilich auch Richard Kramlich, Mitbegründer von New Enterprise Associates, der weltgrößten Venture-Capital-Gesellschaft, nicht mit Bestimmtheit sagen. "Historisch gesehen, sind die Aktien im Verhältnis zum Gewinnwachstum unterbewertet", sagt Kramlich. "Wir sehen Gewinne, wir sehen Cashflow und beides ist wahrscheinlich noch nicht voll eingepreist."

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