Klimainitiative

Eine Verkehrswende, die auf die Menschen achtet

Verkehrswissenschafterin Barbara Laa
Verkehrswissenschafterin Barbara LaaClemens Fabry
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Wissenschafterin Barbara Laa arbeitet für zukunftsfähige Mobilität – auf der Uni und auf der Straße.

Es gebe da diese Kluft, sagt Barbara Laa. Die Kluft zwischen der Arbeit der Wissenschafter, die „Berichte schreiben, die keiner liest, abgehoben von der Praxis“ und „dem, was draußen politisch diskutiert und umgesetzt wird.“ Deswegen ist Laa hinausgegangen, zu den Menschen, in Podiumsdiskussionen, in die Medien, und eben auch auf die Straße.

Die 1991 geborene Verkehrswissenschafterin forscht an der TU Wien, wie Mobilität sowie öffentliche Räume in Österreich möglichst rasch und trotzdem nachhaltig transformiert werden können. Gleichzeitig ist sie Mitgründerin der Initiative Platz für Wien, die im Jahr 2020 den Wiener Wahlkampf mit ihren Forderungen nach mehr Platz für Radfahrende, Fußgänger und Grünraum aufmischte. 57.000 Menschen unterschrieben eine Petition an das Rathaus. „Ich war damals selbst Unterschriften sammeln, fast alle haben sofort unterschrieben. So viele wollen diese Veränderung.“ Mittlerweile arbeitet Laa an dem Nachfolgeprojekt „Wir machen Wien“, das im Oktober vorgestellt wird und die zahlreichen Initiativen zu den Themen Klima und öffentlicher Raum in Wien vernetzten soll.

Für Laa ist ihr zivilgesellschaftliches Engagement auch als Wissenschafterin interessant, weil sie dadurch einen Einblick in politische Prozesse bekomme: „Je mehr ich darüber erfahren habe, desto wütender bin ich geworden. Wie intransparent gewisse Dinge sind, wie Entscheidungen getroffen werden, die nicht zukunftsfähig sind.“

Zukunftsfähig sei die derzeitige Verkehrspolitik in Österreich jedenfalls nicht. „Es wäre wichtig, die Weichen so zu stellen, dass es in Zukunft weniger Pkw-Abhängigkeit gibt. Wenn wir die Klimaziele ernst nehmen, führt daran kein Weg vorbei.“ Dass es dagegen enorm viel Widerstand gibt, ist Laa klar. „Es bedeutet nicht, sofort alle Autos raus, sondern ist ein schrittweiser Prozess. Es ist wichtig, dabei auf die Menschen zu achten.“ Das könne bedeuten: Das System so umzubauen, „dass jeder überall hinfahren kann, wo er hin will.“ Und dass es sich jeder leisten kann, dies nachhaltig zu tun, auch ohne Auto. So forscht Laa derzeit etwa an dem Konzept einer nachhaltigen Mobilitätsgarantie.

Ein nachhaltige Mobilitätswende hätte neben einer massiven Emissionsreduktion laut Laa viele andere positive Effekte: Etwa auf die Gesundheit der Menschen durch weniger Feinstaub, Luftverschmutzung und mehr Bewegung, aber auch soziale Ungleichheiten könnten damit reduziert werden, wenn Menschen auf kein Auto mehr angewiesen seien, dass sie sich vielleicht gar nicht leisten können.

„Ich bin so ein Mensch: Wenn ich ein Problem sehe, das ich verändern kann, dann steche ich in die Wunde rein“, sagt Laa. Dies sei auch ein Grund, warum sie außerhalb der Uni aktiv ist. So ist Laa auch Mitglied der Scientists for Future, und unterstützt so immer wieder den Protest von Klimaaktivisten. „Das, was gefordert wird, hat wissenschaftliche Erkenntnisse als Basis.“ So gesehen sei ihr eigener Aktivismus „eine Form, wie ich Wissenschaft kommunizieren kann.“ Damit die Kluft, zu dem, was draußen beschlossen wird, irgendwann kleiner wird. (twi)

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