Humanitäres Engagement

Inklusiver Fußball: Für jeden einen Spielerpass

Nikolas Karner gründete Spielerpass.
Nikolas Karner gründete Spielerpass.Spielerpass
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Nikolas Karner setzt sich dafür ein, Menschen mit Behinderung in den Fußballsport zu integrieren. Erstmals spielt deshalb heuer ein inklusives Team in einer Amateurliga.

Fußball spielt in Nikolas Karners Leben schon lang eine große Rolle. Als Kind ist er von Wien in die kleine Gemeinde Dross im niederösterreichischen Waldviertel gezogen. Durch das Fußballspielen im Verein konnte er sich schnell integrieren.

Sein erster Freund in der Ortschaft war aber Felix Haindl. Er prägte sein Leben nachhaltig. Denn Haindl hat Trisomie 21. „Wir haben oft gemeinsam Fußball gespielt“, erinnert sich Karner. Und so gelangte das Thema Inklusivität im Fußball in Karners Leben. Mit 13 Jahren kam er auf die Fußballakademie in St. Pölten.

Später spielte er in Deutschland und im österreichischen Jugendnationalteam. Das Thema Inklusion ließ ihn nicht los. „Ich habe erkannt, dass dieses Profi-Leben nicht das Leben ist, das ich mir vorgestellt habe“, sagt Karner zur „Presse“. Er studierte und arbeitete dann in der Schweiz. „Dort habe ich gut verdient, aber es war nicht das, was mich glücklich macht“, erzählt der 36-Jährige.

Als vollwertige Fußballer anerkannt

Die Idee „Fußball mit Menschen mit Behinderungen“ sei immer da gewesen. 2016 hat er den Verein Spielerpass gegründet. Er habe gesehen, dass es wenige Angebote im Behindertenfußball gibt. „Das wollten wir ändern“, sagt Karner. 2017 wurde der Spielerpass-Cup ins Leben gerufen, um eine Synergie zwischen dem Profi-Fußball und dem Behindertensport zu schaffen. Denn bei dem Turnier sind ehemalige oder aktive Profifußballer als Schiedsrichter im Einsatz. „So geben wir den Spielern im Turnier die Bühne, um sich vor ihren Idolen zeigen zu können“, sagt Karner.

„Unser Ziel war es immer – daher kommt auch der Name –, dass Menschen mit Behinderungen auch einen Spielerpass beim ÖFB bekommen und so als vollwertige Fußballer von den Vereinen anerkannt werden“, erzählt der Vereinsgründer. Auch während der Coronapandemie stand der Verein nicht still. Bei einem Telefonat mit Haindl kam die Idee, das Training in dessen Garten zu veranstalten und so alle Bestimmungen einzuhalten. Das Projekt „Daheimkicker“ war geboren. Mittels Crowdfunding habe man dann auch Trainings in anderen betreuten Wohngemeinschaften organisieren können. Als die Coronamaßnahmen zu uneinheitlich wurden, mussten sie das Projekt aber beenden.

Nicht in der Nische bleiben

Die Pandemie ist mittlerweile vorbei, an neuen Vorhaben mangelt es dem Verein nicht. Denn als Nächstes dachte sich Karner: „Wir dürfen nicht in dieser Nische bleiben, sondern wollen Inklusion vorzeigen.“ Man müsse den Weg in den Breitensport gehen. Deshalb wurde ein eigener Fußballverein in Wien gestartet, in dem 30 Prozent der Spieler eine Behinderung haben und der seit der aktuellen Herbstsaison in der untersten Wiener Amateurliga mitspielt: der Inklusiver Spielerpass FC. „Und das funktioniert.“ Mit den ersten zwei Spielen konnte das Team schon zwei Siege einfahren.

Karner und Haindl sind immer noch gute Freunde. Der Fußball verbindet sie bis heute. Oder wie Karner sagt: „Aus Freundschaft ist Leidenschaft geworden.“

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