Am Weissensee kocht Hannes Müller eine delikat abgestimmte Naturküche. In der »Forelle« ist der Gast nahe dran an den Saisonen der familiengeführten Landwirtschaft. Ganz ohne Stallgeruch.
Kein prächtiger Weinkeller, keine Hightechküche ist es, in die Hannes Müller neulich investiert hat: Es ist ein stattlicher Traktor. Das Gefährt empfängt den Besucher, der auf dem Weg ins Hotel „Die Forelle“ ist.
„Die Kinder haben mir den neuen Traktor abgerungen“, erzählt Müller, „Der Älteste, der gerade seine Ausbildung zum Zimmerer fertig macht, arbeitet bereits in der Landwirtschaft.“ Gleich tut es ihm der Vater, und wenn jemand gegen elf Uhr einen Termin mit Hannes Müller hat, kann es sein, dass der im leicht verdreckten Overall erscheint, weil er sich gerade um die Schafe gekümmert hat, die zum Betrieb der Müllers gehören. Den Overall tauscht der sympathische Landwirt dann kurz darauf gegen sein zweites Arbeitsgewand ein: die blütenweiße Kochjacke.
Rekorde als Eisschnellläufer
Eigentlich wäre es ums Haar passiert, dass die österreichische Gastronomie um einen Hannes Müller umgefallen wäre. Das war so: „Ich war ziemlich gut im Sport, auch beim Eisschnelllauf sehr gut drauf, Rekordhalter“, erzählt er. „Ja, und da hat mich ein holländisches Team gefragt, ob ich nicht bei ihnen anfangen wollte. Ausbildung, Training, das hätten die alles übernommen. “
Gut, dass er sich anders entschieden hat. Er arbeitete in Wien bei Reinhard Gerer im Korso und erinnert sich, dass die Zeiten für junge Köche damals kein Kindergeburtstag waren. Genau zwanzig Jahre ist es her, dass Hannes und Monika Müller an den Weissensee kamen und die kleine Pension erweiterten, eine mit Halbpension sollte es sein. „Ich kochte mit Butterfisch, Zander aus Polen, Seezunge, das ganze Zeug.“ 2008 gab es dann das Erweckungserlebnis.