Herbst

Die goldene Jahreszeit des Gärtnerns

Späte Apfelsorten wie Jonagold oder Boskop sind nun erntereif.
Späte Apfelsorten wie Jonagold oder Boskop sind nun erntereif. Getty Images
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Garten. Der Herbst hat begonnen – und lädt nach dem langen, heißen Sommer dazu ein, die Erntezeit zu genießen und das Grün dann ideal auf den Winter vorzubereiten.

Die Sonne hat diesen Sommer nicht nur für hohe Temperaturen gesorgt, sondern in vielen Gärten auch besonders viele Früchte und Gemüsesorten reifen lassen. Aber nicht die Ernte gibt Anlass zur Freude, vor allem passionierte Gärtner haben noch einen anderen Grund: Mit allem, was der Garten über den Sommer angesammelt hat und nun wieder in den Kreislauf der Natur abgibt, lässt sich ganz wunderbar ein Komposthaufen anlegen.

„Besonders im Herbst wird durch das Anfallen großer Laubmengen und Schnittgut die Wichtigkeit eines Komposters spürbar. Ein richtig angelegter Kompost ergibt den besten Humusdünger – das ‚Gold des Gärtners‘“, sagt Martin Jann, Gärtnermeister bei Starkl. Mit der richtigen Mischung aus Nährstoffen, wichtigen Mikroorganismen und Würmern könne jeder Boden optimal belebt werden, um im nächsten Jahr wieder für gute Ernten zu sorgen.

Spurenelemente für den Boden

Das gilt nicht nur für den Gemüsegarten, sondern auch für Obstbäume und Wiese. Besonders freut er sich über Kalium und Phosphor. „Vor allem Kalium stärkt die Zellwand und bringt die Pflanzen gut über den Winter“, sagt Gartenarchitektin Evelin Vögerl. Für sie zählt alles, was sich im Herbst auf dem Boden befindet, als wertvoller Rohstoff.

»Vor allem Kalium stärkt die Zellwand und bringt die Pflanzen gut über den Winter.«

Evelin Vögerl

Gartenarchitektin

Allerdings gibt es Einschränkungen: „Der Rasen sollte stets freigehalten werden, da er ein Sonnenanbeter ist.“ Der aufmerksame Gärtner allerdings wirft vor dem Recycling sowieso auch einen Blick auf die Blätter selbst, denn es ist wenig hilfreich, zum Beispiel von Pilzen befallene Rosenblätter im Gartenkreislauf zu halten. Und die passionierte Gärtnerin weiß ganz genau, dass manches Laub länger braucht, um zu verrotten, beispielsweise jenes von Nussbäumen und Eichen. „Wegen der Gerbstoffe empfehle ich, diese Blätter vorrangig in die Biotonne zu geben“, sagt Peter Baumgarten, Gartenbautechniker bei den „Begründern“. Allerdings darf da und dort schon etwas Laub liegen bleiben, erklärt Renate Polz, Inhaberin von Südsteiermark Garten, und empfiehlt: „Immer einen Haufen Laub in einer Ecke lassen wegen der Igel­überwinterung, die sehr wichtig ist.“

» Immer einen Haufen Laub in einer Ecke lassen wegen der Igel­überwinterung, die sehr wichtig ist.«

Renate Polz

Inhaberin von Südsteiermark Garten

Nicht nur Igel freuen sich über Laubhaufen. Hecken können jetzt (zum zweiten Mal) geschnitten werden (rechts).
Nicht nur Igel freuen sich über Laubhaufen. Hecken können jetzt (zum zweiten Mal) geschnitten werden (rechts).Getty Images/Anne Coatesy

In den Beeten eignet sich Laub vor allem dann nicht, wenn darunter Frühlingszwiebelblüher gesetzt wurden: „Wenn das Laub allerdings frühzeitig entfernt wird, ist nichts dagegen einzuwenden“, sagt Vögerl.

Frühlingszwiebelblüher setzen

Natürlich ist der Spätsommer und Frühherbst auch die Zeit für das Kaufen und Setzen eben dieser Frühlingszwiebelblüher. Dazu zählen Schneeglöckchen, Tulpen und Hyazinthen. „Als Grundregel gilt, die Zwiebel doppelt so tief in die Erde zu pflanzen, wie sie groß ist“, erklärt Jann den Vorgang genau. Vorrangig wird im Spätsommer und Herbst allerdings geschnitten: Hecken, Bäume, Sträucher und Stauden befinden sich dazu nun meist in der optimalen Phase. Dabei sind die regionalen Gegebenheiten auf jeden Fall einzubinden, rät Gartenarchitektin Vögerl: „In den Bergen ist es wichtig, dass beispielsweise der Schmetterlingsflieder vor dem Winter geschnitten wird, da der Schnee ihn unter dem Druck zusammenbrechen lassen kann. Im Flachland ist das natürlich kein so großes Thema.“ Das gilt übrigens auch für Hecken. Grundsätzlich ist zu sagen, dass man Sträucher stets nach der Blüte schneiden sollte.

»Als Grundregel gilt, die Zwiebel doppelt so tief in die Erde zu pflanzen, wie sie groß ist.«

Martin Jann

Gartenexperte

Baum- und Strauchschnitt

„Der Schnitt von Obstbäumen ist ein umfangreiches Kapitel“, sagt Jann. Bei Apfel- und Birnbäumen könne im Herbst mit dem Schnitt begonnen werden. „Bei Himbeeren kommt es ganz auf die Sorte an. Bei Sommerhimbeeren können die Triebe fast bodennah geschnitten werden, da sie immer an den jungen Trieben fruchten. Bei den sogenannten ‚Twotimern‘ mit Sommer- und Herbsternte werden nur alte und kranke Triebe bodennah geschnitten, einjährige Triebe werden nur wenig gekürzt, da sie dann im kommenden Sommer rasch wieder tragen“, führt der Experte aus.

Hecken können jetzt (zum zweiten Mal) geschnitten werden.
Hecken können jetzt (zum zweiten Mal) geschnitten werden.Getty Images/SrdjanPav

Zurück zur Ernte: Sie ist die Belohnung eines jeden grünen Daumens. Und der Herbst ist dafür die Hochzeit. Karotten, Pastinaken und andere Wurzelgemüse können noch bis Oktober geerntet werden und halten sich in einem kühlen Keller oder einer Erdmiete über Wochen und Monate. „Manche Grüngemüse haben sowieso erst im Herbst und Winter ihren großen Auftritt, wie Grünkohl, Kohlsprossen und andere Kohlarten. Auch sie können oft über Monate geerntet werden“, sagt Jann. Beim Obst gibt es späte, lagerfähige Apfel- und Birnensorten zu ernten, wie beispielsweise Boskop (besonders geeignet für Apfelstrudel) oder Jonagold, aber auch Wildobst wie etwa das ‚Asperl‘, das auch Steinapfel genannt wird. Weitere Erntehöhepunkte des frühen Herbstes sind Edelkastanien und Trauben sowie Hasel- und Walnüsse.

Gute Lagerung für langsame Reifung

Ist die Ernste eingebracht, gilt es, diese gekonnt weiterzuverarbeiten und/oder auf­zubewahren. Neben Kuchen, Strudeln, Kompotten, Saft oder Gelees lässt sich Obst, je nach Art, auch als gedörrte Köstlichkeit haltbar machen. Gemüse lässt sich je nach Sorte am besten einlegen, tiefkühlen oder einlagern. Für die Aufbewahrung der ganzen Früchte im kühlen Keller sollte man gut vorbereitet sein: „Verwenden Sie geeignete Lagerbehälter wie Kisten, Körbe, Papiertüten oder atmungsaktive Plastiktüten“, empfiehlt Polz. „Die Behälter müssen sauber und trocken sein. Einige Produkte wie Kartoffeln und Zwiebeln sollten am besten in luftdurchlässigen Behältern gelagert werden, um die Luftzirkulation zu ermöglichen“, führt sie weiter aus. Und ganz wichtig: die Nachbarschaft. Verschiedene Erntesorten sollten getrennt gelagert werden, da einige Früchte und Gemüse wie Äpfel, Birnen und Kiwis Ethylen abgeben können, was das Reifen anderer Sorten beschleunigt. Hier sind besonders Kartoffeln empfindlich.

Tipps auf einen Blick

Erntevorbereitung:
Geerntet werden jetzt Äpfel und Birnen, Kiwi und Trauben, aber auch Kartoffeln und anderes Wurzelgemüse. Um alles entsprechend lagern oder verarbeiten zu können, ist Planung notwendig. Diese umfasst nicht nur die Lagerungsfläche für Obst und Gemüse selbst, sondern auch für Eingewecktes, Gefrierobst und sonstiges Eingekochtes. Und nachdem nach der Ernte vor der Ernte ist, sollte man sich auch jetzt schon Gedanken über die Fruchtfolge im kommenden Jahr machen.

Düngung:
Jetzt ist die richtige Zeit für Kalium und Phosphor. Ersteres dient der Zellwandstärkung, Zweiteres spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel aller Lebewesen und muss deshalb in genügender Menge vorhanden sein. Sollte man sich unsicher sein, was der Boden wirklich braucht, empfiehlt sich eine genaue Bodenanalyse.

Werkzeuge:
Sie sollten am Ende des Herbstes gereinigt, geölt und trocken eingelagert werden. Für Maschinen und Gerätschaften wie Rasenmäher oder Heckenscheren steht nun eine Wartung an, bevor auch sie aus Rostschutzgründen im Trockenen ihren Winterschlaf machen können. Der Benzin-Rasenmäher sollte zudem so lang gestartet werden, bis der Kraftstoff verbraucht ist. Und selbstverständlich gilt das auch für den großen Rasenroboter, der abgebaut werden muss.

Mehr Infos unter: www.begruender.at, www.die-gartenarchitektur.at, polz-garten.at und www.starkl.at 

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