Buch der Woche

Sex zu viert hilft auch nicht viel

Sein Ich-Erzähler hat Zweifel: Paolo Giordano.
Sein Ich-Erzähler hat Zweifel: Paolo Giordano. Foto: Suhrkamp Verlag
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Wo der Erzähler hinsieht, entdeckt er nichts als Probleme, vor allem die Beziehungen zwischen den Menschen erweisen sich als schwierig. Paolo Giordanos „Tasmanien“ beschreibt den Wandel der Welt hin zu einem Ort der Bedrohung. Ein Roman über die Krise der Männlichkeit.

Would you agree times have changed?“ So lautet das Motto, das Paolo Giordano seinem neuen Roman „Tasmanien“ voranstellt. Es stammt aus dem Intro zu einem Album der Bright Eyes mit dem grausamen Titel „Clairaudients (Kill or be killed)“. Und so wie auf dem Album dieses Intro einstimmt auf die Songs, die folgen, legt dieses Motto die Fährte für die rund 330 folgenden Romanseiten des italienischen Schriftstellers Giordano, Jahrgang 1982, der bereits mit seinem Erstling „Die Einsamkeit der Primzahlen“ zum international bekannten Erfolgsautor mutierte: Wollte man ein klares Thema bestimmen, das „Tasmanien“ verhandelt, wäre das wohl der Wandel dieser Welt und vor allem der europäischen Gesellschaft hin zu einem Ort der existenziellen Bedrohung, an dem Krisenhaftigkeit der Dauer- und Normalzustand ist.

Krise ist überhaupt der Schlüsselbegriff für „Tasmanien“, den bereits fünften Roman des gebürtigen Turiners. Der Ich-Erzähler, der als Schriftsteller und Journalist des „Corriere della Sera“ Parallelen aufweist zu Giordano, steckt privat in einer Krise. Er ist Mitte dreißig und möchte Vater werden, aber seine langjährige Lebensgefährtin, älter als er und bereits Mutter eines Sohnes, der aus einer früheren Beziehung stammt, erklärt dem Ich-Erzähler eines Nachts, dass sie keine weitere In-vitro-Runde mehr machen wird. Diese einseitige Erklärung der Freundin führt zu einer inneren Entfremdung des Ich-Erzählers von ihr. Um sie zu „kurieren“, versucht es das Paar mit Urlaub auf Guadeloupe, der zu einer Expedition in sexuelles Neuland mutiert in Form von Sex zu viert.

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