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Forschung für die Zukunft ausgezeichnet

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Wann wandern Grasfrösche, wie lässt sich Leukämie heilen, wie viel Kroatisch steckt im Marchfelder Dialekt? Gibt es eine Alternative zu umweltschädlichen Klebern in der Möbelindustrie? Und wie lernen Kinder in der Volksschule spielerisch zu programmieren? Antworten liefern die akademischen Abschlussarbeiten von Wissenschafterinnen, die mit dem Wissenschaft Zukunft Preis ausgezeichnet wurden.

Seinem wissenschaftlichen Nachwuchs greift das Land Niederösterreich mit einem eigenen Förderpreis unter die Arme. Die Gesellschaft für Forschungsförderung Niederösterreich vergibt dafür jährlich den „Wissenschaft Zukunft Preis“. Ausgezeichnet werden hochwertige wissenschaftliche Leistungen von Jungforscherinnen und Jungforschern. Bedingung: Ein „Sehr gut“ in der Beurteilung der jeweiligen Abschlussarbeit und ein nachvollziehbarer Bezug zu Niederösterreich. Bei den fünf ausgezeichneten Arbeiten handelt es sich um zwei Dissertationen (Preisgeld je 2.000 Euro), zwei Masterarbeiten (je 1.000 Euro) sowie eine Bachelorarbeit (500 Euro). Die Bandbreite der ausgezeichneten Elaborate ist enorm und reicht von Medizin und Biologie über Kultur- und Sprachwissenschaft bis zu Materialwissenschaft und einem innovativen pädagogischen Ansatz für den Informatikunterricht in der Volksschule.

So entwickelte Karin Tengler in ihrer Dissertation ein Anwendungsmodell für „Computational Thinking“ (Informatisches Denken) für Kinder in der dritten und vierten Volksschulklasse. Ziel ist es, die Kinder an ein problemlösungsorientiertes, informatisches Denken heranzuführen und ein Verständnis zu fördern, wie Lösungen strukturiert sein müssen, um sie auf Maschinen oder Apps übertragen zu können. Gelingen soll das auf fast spielerische Art mit einem „Ozobot“, ein tischtennisballkleiner Miniroboter. Diesen können Kinder einfach programmieren, indem sie mit Filzstiften schwarze, rote, blaue und grüne Striche und Punkte in bestimmter Reihenfolge auf ein Blatt Papier malen. Die so entstehenden bunten Codes lassen den Roboter schneller oder langsamer oder im Kreis fahren. Erprobt wurde die Methode der Erziehungswissenschafterin an der Praxisvolkschule in Baden und in enger Zusammenarbeit mit Volksschullehrerinnen und -lehren an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich . Kontinuierlich und auf direktem Weg wurden so Verbesserungen im Aufbau einer motivierenden roboterbasierten Lernumgebung geschaffen. 

Katrin Tengl
Katrin TenglLand NÖ

Jisha Puthenpurayil hat sich im Bachelorstudiengang „Biotechnische Verfahren“ am Biotech Campus Tulln der Fachhochschule Wiener Neustadt mit Leukämie beschäftigt. Sie war dabei Zielgenen auf der Spur, die für einen Subtyp der bösartigen Krebserkrankung des Knochenmarks verantwortlich sind. Ihre Forschungsergebnisse könnten bei der Entwicklung neuer Therapien genutzt werden, indem gezielt die genetischen Charakteristiken der Patientinnen und Patienten adressiert werden und damit deren Überlebensrate verbessert wird. 

<strong>Jisha Puthenpurayil</strong>
Jisha PuthenpurayilLand NÖ

Maria Peer folgte in ihrer Masterarbeit am Institut für Zoologie der Universität für Bodenkultur Amphibien. Im Fokus: Grasfrösche und Erdkröten und wann es Schutzmaßnahmen für diese Tiere auf ihren Wanderungen beispielsweise entlang von Straßen oder Wegen braucht. Um den richtigen Zeitpunkt herauszufinden, gab es bisher manuelle Zählungen entlang von Froschzäunen. Peer fand als Alternative jetzt eindeutige „Anzeiger“ in der Pflanzenwelt – denn beispielsweise Marillen und Salweide brauchen, um zu blühen, dieselben Temperaturen und Tageslängen wie die Amphibien für ihre Wanderbewegungen. Die Blütezeit ausgewählter Pflanzen als Anzeiger für rechtzeitige Tierschutzmaßnahmen – ein jetzt ausgezeichneter Forschungsansatz.

Maria Peer
Maria PeerLand NÖ

Catherine Rosenfeld hat sich in ihrer an der Universität für Bodenkultur verfassten Dissertation, die im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit in dem EU-Projekt „SUSBIND“ am Kompetenzzentrum Holz GmbH (WoodKplus) entstand, auf die Suche nach Alternativen für die in der Holzwerkstoffindustrie traditionell eingesetzten, kostengünstigen, aber auf fossilen, hochreaktiven Inhaltsstoffen basierenden Bindemitteln gemacht. Und ist fündig geworden: eine biobasierte Chemikalie, die in einem zu 85 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehenden Klebemittel zum Einsatz kam und in Testproduktionen von Möbelspanplatten zu europäischen Standards entsprechenden Ergebnissen führte. 

<strong>Catherine Rosenfeld</strong>
Catherine RosenfeldLand NÖ

Agnes Kim ist für ihre Diplomarbeit tief in das kulturelle und sprachliche Erbe der kroatischen Minderheit im Weinviertel eingetaucht, deren Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich dort ein eigener Dialekt entwickelt, von dem einige Mundartbegriffe auch in die allgemeine Alltagssprache im Marchfeld eingesickert sind. Mitte des 20. Jahrhunderts – auch das eine Erkenntnis aus dem ergebnisoffenen Ansatz in Kims Arbeit – wurden diese Einflüsse allerdings weitgehend durch die sogenannte „Wiener Dialektologischen Schule“, die ideologisch dem völkischen Deutschtum, später auch dem Nationalsozialismus verpflichtet war, negiert und unsichtbar gemacht. 

Agnes Kim
Agnes KimLand NÖ

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