Hundeattacken

Schon wieder ein Hundebiss: Im Schnitt zehn Verletzte pro Tag

In Naarn im Bezirk Perg wurde am Montag eine Joggerin angegriffen und getötet.
In Naarn im Bezirk Perg wurde am Montag eine Joggerin angegriffen und getötet.APA / Fotokerschi.at/taras Panchuk
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In Salzburg wurde ein Radfahrer von einem Labrador-Mischling in die Hand gebissen und leicht verletzt. Die Zahl solcher Vorfälle ist in Österreich seit Jahren relativ konstant.

Erneut kam es in Österreich am Donnerstag zu einer Hundeattacke. Ein Labrador-Mischling griff in Seekirchen in Salzburg einen 52-jährigen Radfahrer an und biss ihm in die Hand, er wurde dabei leicht verletzt. Der 64-jährige Hundehalter verließ den Unfallort, ohne erste Hilfe zu leisten und seine Kontaktdaten zu hinterlassen. Er wurde rasch ausgeforscht und wird nun (wie auch die Hundebesitzerin) angezeigt.

Dieser Vorfall ist einer von 3000 bis 4000 pro Jahr, bei denen eine Person von einem Hund so schwer verletzt wird, dass er oder sie eine Spitalsbehandlung benötigt. Darunter auch rund 800 Kinder. Auf diese Zahl, die sich seit vielen Jahren relativ konstant hält, kommt das Kuratorium für Verkehrssicher (KFV), indem es jedes Jahr Tausende Unfallopfer in Spitälern und Spitalsambulanzen befragt – nach dem Unfallhergang ebenso wie nach der Schwere ihrer Verletzungen. Darunter eben auch Opfer von Hundebissen. Diese Befragungen werden dann hochgerechnet.

Auswahl an schweren Vorfällen

Das vergangene Jahr war ein etwas stärkeres – mit knapp 4000 Hundebissen. Zu 2023 liegen noch keine statistischen Daten vor, ebenso wenig wie zur Frage, ob Listenhunde häufiger Menschen angreifen als nicht gelistete Hunde. Im Folgenden eine Auswahl der schwersten Unglücke. Auffällig ist dabei, dass sich in diesem Jahr besonders viele schwere Fälle in Oberösterreich zugetragen haben – einem Bundesland, indem sich die politisch Verantwortlichen bei der letzten großen Änderung des Hundehalterrechts gegen eine eigene strenge Regelung für Listenhunde entschieden hat. Dort ereignete sich auch das jüngste tödliche Unglück, als am Montag dieser Woche eine 60-jährige Joggerin in Naarn im Bezirk Perg von einem American Staffordshire Terrier angegriffen und getötet wurde. Die Hundehalterin wurde beim Versuch einzugreifen schwer verletzt.

Am 26. September sind zwei Kinder (zehn und zwölf Jahre alt) bei einem Schulwandertag in Lenzing (OÖ) von einem Hund gebissen worden. Der Hund war nicht angeleint, streifte den Beißkorb ab und rannte auf eine Schulklasse zu.

Am 17. August hat ein Hund ein sieben Monate altes Baby in Regau (OÖ) in den Rücken gebissen. Das Kind hat geschlafen. In einem unbeobachteten Moment gelangte der Hund zu dem Buben ins Zimmer und biss ihn. Der Hund (Malamut-Schäfer) dürfte sich selbst die Tür geöffnet haben.

Am 14. Juli wurde ein sechs Jahre altes Mädchen in Sallingberg (NÖ) von einem Hund gebissen. Das Kind erlitt Wunden an der Hand und am Oberschenkel und wurde ins Spital gebracht.

Am 28. Juni wurde ein einjähriger Bub in Kirchdorf an der Krems (OÖ) von einem Hund in den Kopf gebissen. Der Appenzeller-Labrador Rüde hatte bisher als gutmütig gegolten.

Am 12. Mai wurde in Feistritz an der Drau (Kärnten) ein Zwölfjähriger von einem Hund gebissen und schwer verletzt. Der American Bulldog war kurz zuvor aus einem eingezäunten Grundstück ausgerissen. Er biss den Buben in die Hand und schleuderte ihn zu Boden.

Am 25. März wurden zwei Kleinkinder in Rechberg im Bezirk Perg (OÖ) von einem Hund gebissen. Sie waren bei der Oma zu Besuch und wurden vom Hund eines Bekannten attackiert.

Am 25. März wurde in Windhaag im Bezirk Perg (OÖ) ein elf Jahre altes Kind von einem seit Längerem bekannten Hund ins Gesicht gebissen, weil sich der Hund beim Fressen gestört fühlte.

Am 17. März wurde in Pregarten im Bezirk Freistadt (OÖ) eine 66 Jahre alte Radfahrerin von einem Golden Retriever ins Bein gebissen.

Am 3. Februar wurde eine 96 Jahre alte Frau in Steyr (OÖ) von einem Hund angesprungen und gebissen. Das Tier war mit einer langen Leine an einem Baum auf der gegenüberliegenden Seite angebunden, als dort die Nachbarin vorbeiging.

Strenge Regeln in Wien

In Wien wurden bereits 2010 strenge Regeln für Listenhunde beschlossen. Demnach müssen sie an öffentlichen Orten – also außerhalb des privaten Bereichs – immer mit Maulkorb und Leine geführt werden. Ausnahmen gibt es nur für Hundezonen. Zudem müssen die Besitzer einen Hundeführerschein ablegen und nach zwei Jahren auffrischen. Hunde, die nicht in der Liste vorkommen, müssen entweder einen Maulkorb tragen oder an der Leine geführt werden. Nach einem dramatischen Unfall Ende 2018 (ein 17 Monate altes Kind wurde von einem Rottweiler getötet) wurde in Wien auch noch ein Alkohollimit von 0,5 Promille für Kampfhundehalter beschlossen. Die Hundehalterin war nämlich zum Zeitpunkt des Vorfalls alkoholisiert.

„Niemand kann Geschehenes ungeschehen machen, aber die jüngsten Vorfälle sollten die Entscheidungsträger wachrütteln, damit endlich in allen Bundesländern strenge Regelungen für Kampfhundebesitzer beschlossen werden“, sagt Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Freizeitsicherheit im KFV. „Eine typische Begleitmaßnahme bei der Einführung von Listen für Kampfhunde ist nämlich die Bestimmung, dass Kampfhunde im Gegensatz zu normalen Hunden immer einen Beißkorb tragen und an der Leine geführt werden müssen.“

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