Irak

Österreich schiebt psychisch kranke Menschen ab

Protest gegen Flüchtlingspolitik (Symbolbild)
Protest gegen Flüchtlingspolitik (Symbolbild)Imago / Jürgen Heinrich
  • Drucken

Österreich schiebt erstmals wieder viele Menschen in den Irak ab. Darunter auch akut psychisch kranke Menschen, die sich in Behandlung befinden.

Iraker ohne gesicherten Aufenthaltsstatus müssen derzeit in Österreich zittern. Das Land schiebt erstmals seit Jahren wieder viele Menschen in den Irak ab. Ein neu geschlossenes Rücknahmeabkommen mit dem noch immer instabilen Land macht es möglich. Der erste Charterflug hat am Dienstag in dieser Woche das Land verlassen.

Unter den Abgeschobenen befanden sich allerdings auch zwei Klienten des Vereins Hemayat. Die Organisation bietet seit Jahren psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung für traumatisierte Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten.

In psychiatrischer Behandlung

Bei dem ersten Patienten handelt es sich um einen Iraker, der laut Hemayat seit acht Jahren in Österreich lebt. Ein „schüchterner und zurückhaltender Herr“, der „in einer schweren depressiven Episode mit akuter Suizidalität“ im Frühjahr 2023 zum Betreuungszentrum Hemayat kam. „Seither war er wegen einer posttraumatischen Belastungsstörung in enger psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung“ bei der Organisation.

Auf 50 Kilo abgemagert

Der Mann erlebe in der Praxis immer wieder Gewalterlebnisse von denen er „überrollt werde“. „Die Erinnerungen drängten sich im Wachzustand und im Schlaf in Form von Albträumen in sein Bewusstsein. Seine Konzentration war schwer beeinträchtigt und die Angst allgegenwärtig. Hinzu kam, dass er keinen Appetit mehr hatte und auf 50 kg abmagerte. In seiner Verzweiflung dachte er oft und sehr konkret darüber nach, sich das Leben zu nehmen. Insbesondere, weil seine Angst vor dem Irak so groß war, dass er lieber sterben wollte, als dorthin zurückzukehren“, heißt es in einer Aussendung des Vereins. Durch die regelmäßige psychiatrische Behandlung und die Psychotherapie habe sich sein Zustand begonnen, zu stabilisieren.

Mittellos, ohne Familie und ohne Medikamente

Die Organisation konnte mit dem Iraker nun Kontakt aufnehmen. „Er klang verzweifelt und aufgelöst. Herr A. befindet sich mittellos, ohne familiäre Anbindung, in einem dramatischen psychischen Zustand und ohne Medikamente in Bagdad. Ohne die dringend notwendige, psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung fürchtet man bei Hemayat um das Leben des Klienten.“

Zum zweiten Klienten, heißt es in der Aussendung, konnte kein Kontakt hergestellt werden. Der Verein kritisiert massiv die Abschiebung ihrer irakischen Klienten. Der „Abbruch notwendiger Behandlungen ist unmenschlich.“

Hilfe bei akuten Krisen

Es gibt eine Reihe Hilfseinrichtungen und Anlaufstellen für Menschen in akuten Krisensituationen. Unter www.suizid-praevention.gv.at findet man Notrufnummern und Erste Hilfe bei Suizidgedanken.

Telefonische Hilfe gibt es auch bei:

Kriseninterventionszentrum (Mo-Fr 10-17 Uhr): 01/406 95 95, kriseninterventionszentrum.at
Rat und Hilfe bei Suizidgefahr 0810/97 71 55
Psychiatrische Soforthilfe (0-24 Uhr): 01/313 30
Sozialpsychiatrischer Notdienst 01/310 87 79
Telefonseelsorge (0-24 Uhr, kostenlos): 142
Rat auf Draht (0-24 Uhr, für Kinder & Jugendliche): 147
Gesprächs- und Verhaltenstippsbittelebe.at

Hilfe für Menschen mit Suizidgedanken und Angehörige bietet auch der noch recht junge Verein „Bleib bei uns“. www.bleibbeiuns.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.