Ministerium für Unterricht, Bildung, Wissenschaft

Ort und Amt: Minoritenplatz 5

Das Palais Starhemberg (in Ansicht von 1860) wurde 1871 Sitz des Ministeriums. 
Das Palais Starhemberg (in Ansicht von 1860) wurde 1871 Sitz des Ministeriums. Wien-Museum Inv.-Nr. 94680/16, CC0
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Vielfältig wie die Aufgabenbereiche waren die Bezeichnungen. Doch der Standort, Minoritenplatz 5, blieb immer der gleiche.

Es ist eine urösterreichische Anekdote, die mir über Jahrzehnte im Gedächtnis geblieben ist. Milan Dubrović, in der Nachkriegszeit ein angesehener Jour­nalist und Kaffeehausliterat, wohnte am Wiener Minoritenplatz vis-à-vis des Unterrichtsministeriums. Als er einmal seine Fensterflügel öffnete, tat dies im selben Moment auf der anderen Straßenseite der neu eingezogene Minister, ein stämmiger Burgenländer mit freundlichem Gesicht. Es war Fred Sinowatz, und prompt kam seine Einladung: „Komman S’ doch herüber auf ein Glasl Wein, Herr Dubrović!“

Journalisten wie Dubrović und Politiker wie Sinowatz sind inzwischen Vergangenheit. Das Gebäude, das hier eine Rolle spielt, hingegen nicht, hier ist immer noch das Ministerium wie schon die vielen Jahrzehnte zuvor. Schon sein Name strahlt Standfestigkeit aus: Palais Starhemberg, das klingt wie eine feste Burg. Der massive Palastbau lag auch tatsächlich in der Zeit, in der er entstand, Mitte des 17. Jahrhunderts, in der Nähe der Stadtbefestigung, jenseits davon lauerte die Türkengefahr. Es war ein Starhemberg, der entscheidend mithalf, Wien im Krieg von 1683 zu retten. Die Lage seines Palais an der heftig umkämpften Löwelbastei, von wo er die Bewegungen des feindlichen Heeres überwachte, konnte für diesen Zweck gar nicht besser sein.

Das war noch vor der kulturellen Hochblüte der Barockzeit, für die die Architektur des Palais Starhemberg eine Art „Keimzelle“ war. Leider ist der Architekt namentlich nicht bekannt, es war wohl ein Italiener, ein Meister der Fassadengestaltung. Im Hochbarock wurde dann das Palais von einem Kranz nobler Familiensitze umgeben.

„Unter den Plätzen Wiens ist der Minoritenplatz einer der wenigen prominenten, ­zugleich einer der schönsten“, schreibt Alexander Marinovic in seinem neuen prächtig bebilderten Band über den Platz bei der gotischen Minoritenkirche und das frühbarocke Juwel, das Gebäude auf der Nummer 5. Hier, im Wissenschaftsministerium, war 40 Jahre lang sein Arbeitsplatz. Nun hat er die 175 Jahre zurückreichende Geschichte des heutigen Bildungsministeriums, das Gebäude, seine Architektur, die Innenausstattung und die Menschen, die hier arbeiteten, porträtiert, mit bestechend schönen Fotos von Martin Lusser. Man kann das Buch als Geschenk an das Ministerium anlässlich seines Pensionsantritts sehen. Als Leser flaniert man durch prächtige Repräsentationsräume, die man sonst wohl nie zu Gesicht bekommt. Es wird einem auch bewusst: Als Palais Starhemberg kennt das Gebäude kaum noch jemand, nicht jeder Wiener wird einem Suchenden spontan den richtigen Weg zeigen können.

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