Am Herd

Wer will in Neuseeland Schafe hüten?

Vielleicht, dachte ich mir, spricht aus mir der Neid. Der Neid all jener, die gut bezahlte Jobs haben und sich manchmal wünschen, sie wären abends nicht geistig ausgelaugt, sondern körperlich müde.

Da saßen sie, die beiden, auf dem Treppenabsatz, einer dick, eine dünn, einer älter, eine noch ganz jung. Sie wirkten beide müde, dabei war es noch nicht einmal zehn Uhr, aber es kann gut sein, dass sie schon den ganzen Arbeitstag hinter sich hatten. Ich vermute, sie waren Bäcker. Beide trugen Weiß, weiße Hose, weiße Jacke, nur ihre Füße steckten in bunten Sneakers, und sie hatte ein blau-schwarz gemustertes Tuch um den Kopf geschlungen. Sehr lässig. Nicht wie eine Bäuerin von anno dazumal. Mehr wie Axl Rose von anno dazumal. Sie rauchte, und beide schauten vor sich hin aufs Pflaster.

Was waren sie? War er ihr Vorgesetzter? Eher nicht. Vorgesetzte lungern nicht auf Treppenabsätzen herum, oder? Also Kollegen. Sie sprachen nicht, vielleicht waren sie zu erschöpft, vielleicht hatten sie es aber auch gar nicht nötig. Ich habe manchmal ältere Paare beim Essen beobachtet, die sich angeschwiegen haben, das hier war anders. Nicht gelangweilt. Erst recht nicht genervt. Friedlich. Und auf eine sanfte Weise vertraut.

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