Dornbirn

CampusVäre: Ein Ort zum Ideen-Spinnen

Potenzial. Aus dem Bestand heraus mit Fokus auf Kreislauffähigkeit soll das Areal auch gestalterisch entwickelt werden. 
Potenzial. Aus dem Bestand heraus mit Fokus auf Kreislauffähigkeit soll das Areal auch gestalterisch entwickelt werden. Dietmar Tollerian
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In einer alten Fabrik in Dornbirn wird wieder gesponnen: statt Textilien jetzt aber Ideen. Und dabei wird gleichzeitig die „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“ ausgerufen.

Glück kann man nicht erzwingen. So sagt man. Genauso wenig wie Sympathie und Erfolg. Aber man kann all dem ein wenig die Schienen legen, mit Engagement und den richtigen Entscheidungen. Gestalterischen zumal. Zum Beispiel durch so eine gravierende wie: Nein, wir reißen diese alten Industriehallen nicht ab. Allein das verändert alles. Und so kann die CampusVäre einem engagierten Plan folgen. Entlang dessen die Hallen der ehemaligen Weberei F. M. Hämmerle ein Ort werden, der sich eines vorgenommen hat: nichts Geringeres zu sein als eine „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“. Wenn schon, denn schon.

Glücksfall Fabrik

Vorarlberg ist voller Glücksfälle. Topografischer zumal. See! Wow! Berge! Doppel-Wow! Und zwischen Ufer und Gondelbahn noch dazu zahl reiche „Hidden Champions“ und World Player der Industrie. Aber nicht nur das: Handwerks- und Baukultur, die bis unter die Dächer der Supermärkte und Kindergärten spürbar wird. Und das Beste: die Menschen, so lieb! Aber doch so gern unter sich. Das behauptet natürlich das Klischee, aber das bestätigen auch Studien, die genau wissen wollten, warum es die Ex-Pats hier doch so bald wieder in ein anderes Ausland zieht. „Es ist der Faktor Integration. Man findet kaum Anschluss, das zeigen Befragungen deutlich“, erzählt Bettina Steindl. Sie selbst ist zwar längst in Vorarlberg angedockt, im Bregenzerwald wohnt sie, doch als sie vor Jahren noch Kulturmanagerin im Ruhrgebiet war, bekam sie „wahrscheinlich mehr Einladungen nach Hause in einer Woche als hier in drei Jahren“. Vorarlberg ist trotzdem inzwischen ihre Wahlheimat des Herzens. Was sie hier hält, sind Projekte. Und auch die Glücksfälle. Die letzten, die sich da auf der Liste eingereiht haben: eine alte Fabrik, die der Stadt gehört. Und eine Bürgermeisterin, die daraus ein Kultur- und Kreativzentrum gedeihen lassen will.

„Wir kuratieren die kreative Gemeinschaft, die hier einziehen soll.“

Dabei hätte es Steindl, die auch Mitglied im Vorstand von Design Austria ist, durchaus woanders hinverschlagen können, nachdem sie das Büro für die Bewerbung als Kulturhauptstadt 2024 hier geleitet hatte. Dornbirn war gemeinsam mit anderen Städten Vorarlbergs angetreten. Vergeblich. Und schon für jenen Prozess hatte man besonders virulente Themen in Wirtschaft und Gesellschaft Vorarlbergs he rausgeschält. Die Sache mit den Menschen, die hierher kommen und keinen Anschluss finden, ist nur eine davon. Digitalisierung eine andere. Und genauso „der Gender-Pay-Gap, der in Vorarlberg einer der höchsten in Europa ist“, wie Bettina Steindl berichtet. Jedenfalls sollte das Bewerbungsteam in Dornbirn bleiben. Und bald schrie das nächste Projekt nach einem Konzept: diese alte Fabrik, in der einst Tausende Webstühle standen auf 12.000 Quadratmetern. F. M. Hämmerle hieß das Unternehmen, das engmaschig mit der Stadt verwoben war. Wirtschaftlich natürlich, aber vor allem auch sozial. Und jedenfalls mit der Identität der Stadt. Der ehemalige Direktor der Tabakfabrik in Linz, Chris Müller, hatte sie „entdeckt“ oder zumindest als Chance identifiziert. Eine Fabrik als Schatzkiste, die man nur noch mit dem richtigen Schatz befüllen müsste. Mit Menschen und ihren Ideen. Also: gut kuratiertem Inhalt. Eine Aufgabe wie gemacht für Steindl, bei der sich das Herzblut ohnehin regelmäßig staut. Jetzt darf es in die Campusväre fließen.

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