Burma

29 Tote nach Militär-Angriff auf Flüchtlingslager in Burma

Im Süden des Landes - in der Region Bago - sind die Menschen mit Hochwasser konfrontiert.
Im Süden des Landes - in der Region Bago - sind die Menschen mit Hochwasser konfrontiert.APA / AFP / Sai Aung Main
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59 Personen wurden durch Beschuss in der Region Kachin verletzt. Im Süden des Landes sorgen Überschwemmungen für Chaos: 14.000 Menschen sind auf der Flucht.

Bei einem schweren Angriff der regierenden Militärjunta auf ein Vertriebenencamp in Burma (Myanmar) sind Berichten zufolge mindestens 29 Menschen getötet und 56 weitere verletzt worden. Die Attacke habe sich am späten Montagabend in einem Lager nahe des Ortes Laiza im Norden des Landes ereignet, berichteten lokale Medien und Anrainer der Region übereinstimmend. Unter den Opfern seien mindestens 13 Kinder, sagte Lu Kira, die den Menschen in dem Camp hilft.

„Es ist noch nicht klar, wie die Menschen ums Leben gekommen sind und ob das Camp vom Boden oder aus der Luft angegriffen wurde“, erklärte sie weiter. Ein örtlicher Rebellensprecher sprach von fast 60 Verletzten. Einsatzteams suchten unter den Trümmern nach weiteren Opfern.

Laiza im Kachin State an der Grenze zu China wird von der Kachin Independence Army (KIA) kontrolliert, einer der ältesten und mächtigsten Rebellengruppen des Vielvölkerstaates Burma. Sie kämpft gegen das Militär, das sich im Februar 2021 an die Macht geputscht hatte. Die Generäle hatten die damalige De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet und unterdrücken seither jeden Widerstand mit brutaler Gewalt. Die Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi (78) sitzt im Gefängnis.

Kamen Drohnen zum Einsatz?

Aung Hein Min, ein Aktivist und früheres Mitglied von Suu Kyis Partei NLD erklärte: „Ich war zwei Kilometer entfernt, als die Attacke passierte. Zuerst haben wir drei Mal Artilleriefeuer gehört und dann einen furchtbaren Knall.“ KIA-Sprecher Naw Bu bestätigte, dass die genauen Umstände des Vorfalls noch unklar seien. Er sagte, es könne auch ein Drohnenangriff gewesen sein.

„Wir haben keine Flugzeuge gehört“, sagte auch der Sprecher der Rebellen, Oberst Naw Bu. Es werde geprüft, ob das Militär eine Drohne eingesetzt habe, um das Lager anzugreifen. Örtliche Medien veröffentlichten Bilder von Rettungskräften, die Leichen aus Trümmern bergen. Zudem waren mindestens zehn leblose Körper zu sehen, die auf Handtüchern und Planen auf dem Boden lagen.

Junta-Sprecher Zaw Min Tun sagte, das Militär untersuche die Berichte. Womöglich habe ein Bombenlager der Rebellen in dem Gebiet eine Explosion verursacht, fügte er hinzu, ohne jedoch Belege dafür anzuführen.

Seit Jahrzehnten kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Militär und KIA. Seit dem Putsch durch das Militär im Jahr 2021 haben sich die Kämpfe verschärft. Mehr als 10.000 Menschen in Kachin wurden vertrieben. Bei Luftangriffen des Militärs auf ein von der KIA organisiertes Konzert waren vor einem Jahr 50 Menschen getötet und 70 weitere verwundet worden. Die Junta bezeichnete damals Berichte über zivile Opfer als „Gerüchte“.

Extremer Monsunregen im Süden

Unterdessen ist der Süden Burmas nach extremem Monsunregen von meterhohen Überflutungen heimgesucht worden. Besonders schlimm ist die Situation in der Region Bago im Süden des Landes, wo mehr als 14.000 Menschen flüchten mussten. Auch der Bahnverkehr zwischen den größten Städten des Landes sei wegen der Wassermassen unterbrochen, berichtete das staatliche Fernsehen am Dienstag. Betroffene baten auf sozialen Medien dringend um Hilfe. Besonders nötig würden Kleider und Lebensmittel benötigt, hieß es.

„Die Überschwemmungen haben am Samstag nach drei Tagen pausenlosen Regens begonnen“, sagte Nway Nway, eine Einwohnerin der Stadt Bago, der Deutschen Presse-Agentur. „Das Wasser steht sehr hoch, die Situation ist schlimm. Einige hier haben alles verloren“, erzählte die 21-Jährige. Retter kämen derzeit nur mit Booten zu den betroffenen Gebieten durch, sagte ein anderer Bewohner, Myo Min. „Um diese Jahreszeit gibt es oft Überschwemmungen, aber dieses Mal ist es viel schlimmer.“ Die Menschen seien darauf nicht vorbereitet gewesen. (APA/AFP)

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