China

Immobilienkrise: Country Garden kann nicht zahlen

Zuerst wurde gebaut, jetzt will die Häuser keiner haben.
Zuerst wurde gebaut, jetzt will die Häuser keiner haben.Reuters / Tingshu Wang
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Chinas Immobilienkrise spitzt sich zu. Das bringt nicht nur die Immobilienkonzerne, sondern auch die Kommunen in die Bredouille.

Die Anzeichen, dass China seine Immobilienkrise nicht in den Griff bekommt, mehren sich. Der angeschlagene private chinesische Immobilienentwickler Country Garden kann möglicherweise nicht allen Offshore-Zahlungsverpflichtungen bei Fälligkeit oder innerhalb der entsprechenden Nachfrist nachkommen, wie das Unternehmen mitgeteilt hat. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist es, große Mengen an Wohnungen zu geringen Margen auf den Markt zu werfen. Doch das funktioniert nur, wenn Immobilienpreise und Nachfrage stabil sind. Das ist derzeit nicht der Fall: Die Preise für neue Eigenheime sind wegen steigender Zinsen und der schwachen Konjunktur rückläufig.

Am Montag waren bei Country Garden Kuponzahlungen für zwei Anleihen im Volumen von insgesamt 66,8 Millionen Dollar fällig geworden. Im vergangenen Monat hatte der größte private Immobilienentwickler der Volksrepublik bereits Zahlungen über 15 beziehungsweise 40 Millionen Dollar verpasst. Sollte der Konzern die erste Summe nicht bis zum Ablauf der Nachfrist am 17. Oktober überweisen, könnten sämtliche Auslandsverbindlichkeiten als Zahlungsausfall gewertet werden. Diese belaufen sich auf insgesamt 11,96 Milliarden Dollar.

Schulden in Milliardenhöhe

Der größte private Immobilienentwickler der Volksrepublik hat Offshore-Anleihen in Höhe von 10,96 Milliarden Dollar (10,41 Mrd. Euro) und Kredite in Höhe von 42,4 Milliarden Yuan (5,53 Mrd. Euro). Im Fall eines Zahlungsausfalls müssten diese Schulden restrukturiert werden, und das Unternehmen oder seine Vermögenswerte könnten von den Gläubigern auch liquidiert werden. Am Montag hatten chinesische Medien bereits über einen möglichen Umschuldungsplan für die Auslandsschulden von Country Garden berichtet.

Eine Pleite von Country Garden wäre nicht nur ein Problem für das Unternehmen und seine Gläubiger, sondern auch für zahlreiche ohnehin schon hoch verschuldete chinesische Kommunen: Diese könnten auf mehr als einer Million unfertiger Wohnungen sitzen bleiben. Im Vorjahr stammten 62 Prozent der Einnahmen von Country Garden aus kleineren und weniger bekannten Städten wie Dezhou im Norden und Maoming in Südchina, denen die Immobilienkrise besonders zu schaffen macht.. Gut drei Viertel des Landes, das Country Garden bereits für künftige Projekte gekauft hat, liegen ebenfalls in solchen Gegenden. Zudem zählen Grunderwerbssteuern zu den wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen, sie fielen dann ebenfalls weg.

Rettet die Regierung Evergrande?

Unterdessen steuerte China Evergrande, der mit gut 300 Milliarden Dollar weltweit am höchsten verschuldete Immobilienkonzern, nach Einschätzung einiger Gläubiger auf seine Liquidation zu. Eine wichtige Interessenvertretung äußerte sich überrascht, dass der Umschuldungsplan ins Stocken geraten ist. Die Bond-Halter riefen Evergrande dazu auf, mit den Behörden nach einer Lösung zu suchen. Der Konzern wollte sich zu diesem Thema nicht äußern.

Einige Anleger wetten darauf, dass die Regierung eingreifen wird, um einen unkontrollierten Zusammenbruch von Evergrande zu verhindern. Dieser könnte der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft einen weiteren Schlag versetzen und das Wachstum in anderen Regionen beeinträchtigen. Die bisherigen staatlichen Maßnahmen zur Ankurbelung der chinesischen Immobilienkonjunktur zeigen bislang keine Wirkung. Laut dem Datenanbieter China Index Academy lagen die Verkäufe Anfang Oktober 17 Prozent unter dem Vorjahresniveau. (ag./b. l.)

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