Anzeige

Wissenschaftspreise: Niederösterreich zeichnet Spitzenforschung aus

Klaus Ranger
  • Drucken

Das Land Niederösterreich vergibt für besondere wissenschaftliche Leistungen jährlich Würdigungs- und Anerkennungspreise. Die aktuellen Preisträgerinnen und Preisträger widmen sich alten Schriften, schlauen Vögeln, wiederaufladbaren Batterien, Pflanzenwurzeln und der Quantenphysik.

Wer beobachtet hier eigentlich wen? Thomas Bugnyar die Raben oder die Vögel den Wissenschafter? So ganz klar war das dem Verhaltens- und Kognitionsforscher, der seit 2010 die Forschungsstation Haidlhof, die aus einer Kooperation zwischen der Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien entstanden ist, leitet im Zuge der Arbeit an seinem – als „Wissenschaftsbuch des Jahres 2023“ ausgezeichnete - Buch über Raben selbst nicht immer, wie er schmunzelnd eingesteht. Denn die Vögel und den Wissenschafter verbindet eine Eigenschaft: ein ausgeprägter Wissensdurst. Jener von Bugnyar und sein Ansatz, Methoden und Konzepte der Biologie und Psychologie zusammenzuführen, wurde jetzt belohnt und er mit dem Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für sein wissenschaftliches Gesamtwerk ausgezeichnet.

Zweite Würdigungspreisträgerin dieses Jahr ist Christine Glaßner vom Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Leiterin der Abteilung Schrift- und Buchwesen hat sich im Laufe ihrer wissenschaftlichen Karriere der Erforschung mittelalterlicher Handschriften, insbesondere in den niederösterreichischen Klosterbibliotheken im Stift Melk und Stift Göttweig, verschrieben. Zudem engagierte sich Glaßner für den Aufbau eines international renommierten Online-Portals zu Handschriften in Österreich .

Die neben den beiden Würdigungspreisen vergebenen Anerkennungspreise des Landes zeigen die Breite der wissenschaftlichen Forschung, die – neben den intensiven Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in den Unternehmen – wesentlich zur Attraktivierung des Standorts beiträgt. Wesentliche Säule ist dabei das Institute of Science and Technology Austria. Drei der vier ausgezeichneten Wissenschafter arbeiten in dieser Einrichtung in Klosterneuburg. Ausgezeichnet wurde beispielsweise Stefan Freunberger, der mit seiner Forschungsgruppe Batterien entwickelt, die auf Sauerstoff, Schwefel, Stickstoff oder organischen Stoffen basieren. Solche Batterien könnten in Zukunft Vorteile bei der Speicherung von elektrischem Strom bieten.

Der Fokus von Leonid Sazanov und seiner Forschungsgruppe liegt wiederum auf der Erforschung von Enzymen, die die Grundlage zur Entwicklung von Medikamenten und zum besseren Verständnis von Krankheitsursachen liefern soll. Und von der Forschungsarbeit von Maksym Serbyn rund um kondensierte Materie und Quantendynamik sollen unter anderen die Ingenieurswissenschaften und die Informatik profitieren, die an der Umsetzung von Quantencomputern und Quanteninformationssystemen arbeiten. 

Tief in die Pflanzenwelt ist Eva Oburger vom Universitäts- und Forschungszentrum Tulln (UFT) der Universität für Bodenkultur eingetaucht. Im Mittelpunkt ihrer jetzt ausgezeichneten Forschungsarbeit stehen jene Prozesse, die im Boden in unmittelbarer Umgebung der Wurzeln von Pflanzen stattfinden. Denn gerade die Wurzeln sind entscheidend dafür, wie gut Gewächse etwa mit Trockenheit, Nährstoffmangel und Staunässe zurechtkommen. In Zeiten des Klimawandels sei es daher wichtig, widerstandsfähigere Kultursorten zu identifizieren und zu züchten, so Oburger. Bisher habe man in der Pflanzenzüchtung vor allem die oberirdischen, gut sichtbaren Kennzeichen der Gewächse berücksichtigt. Man dürfe aber nicht übersehen, wie wichtig die Wurzeln für die Pflanze sind, wenn es darum geht, Stress durch veränderte Umweltbedingungen abzufedern. Ein bekanntes Beispiel dafür seien die unterschiedlichen Winkel, in denen sich Wurzeln verzweigen: Bei Trockenstress ist ein tief in den Boden reichendes Wurzelsystem vorteilhaft, weil Wasser dann eher weiter unten zu finden ist. Bei Nährstoffmangel ist dagegen ein flaches Wurzelsystem besser, denn die Nährstoffe befindet sich vor allem im humusreichen Oberboden nahe der Oberfläche. Pflanzenzucht und landwirtschaftliche Praktiken können durch das bessere Verständnis dieser Prozesse nachhaltiger gestaltet werden. 

Weitere Infos zum Thema Wissenschaft und Forschung in Niederösterreich finden Sie auf unserem Themenspecial

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.