Terrorismus

Entführung und Tötung: Deutsche Justiz ermittelt gegen die Hamas

Israelische Soldaten auf dem Parkplatz des Supernova-Festivals, wo etwa 260 Menschen von Hamas-Kämpfern getötet wurden und einige verschleppt.
Israelische Soldaten auf dem Parkplatz des Supernova-Festivals, wo etwa 260 Menschen von Hamas-Kämpfern getötet wurden und einige verschleppt.Reuters / Ronen Zvulun
  • Drucken

Die Entführungen und mutmaßliche Tötungen deutscher Staatsbürger ruft die deutsche Bundesanwaltschaft auf den Plan. Die Familie einer offenbar in den Gazastreifen verschleppten Deutsch-Israelin wandte sich mit einem emotionalen Appell an die Öffentlichkeit.

Wegen der Entführungen und mutmaßlichen Tötungen deutscher Staatsbürger in Israel durch die Hamas ermittelt nun die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Ein Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden „gegen unbekannte Mitglieder der Hamas wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“, sagte eine Sprecherin der obersten deutschen Anklagebehörde am Dienstag. Die Familie einer Deutsch-Israelin wandte sich indes mit einem Appell an die Öffentlichkeit.

Die palästinensische Terrororganisation Hamas hatte am vergangenen Samstag einen Großangriff auf Israel begonnen. Hunderte Menschen wurden getötet und über 100 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Auch Deutsche sollen unter den Entführungsopfern sein, hatte die deutsche Regierung bereits am Wochenende mitgeteilt. Das Auswärtige Amt in Berlin geht davon aus, dass es sich um Menschen handelt, die alle neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit haben.

Unter anderem soll eine 22 Jahre alte Frau entführt worden sein, die nach Worten ihrer Familie ein Musikfestival besucht hatte. Das Festival war eines der Ziele der Angriffe gewesen.

Familie getrennt

Die Familie einer offenbar in den Gazastreifen verschleppten Deutsch-Israelin wandte sich mit einem emotionalen Appell an die Öffentlichkeit. Yarden Romann sei während des Hamas-Großangriffs auf das israelische Grenzgebiet gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter von Terroristen in einen Wagen gezerrt und entführt worden, erzählte Amit Avraham, der Partner ihrer Schwester, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Sie sei Enkelin aus Deutschland geflohener Juden, die aus dem bayerischen Fürth stammten.

Die 36-jährige Frau habe sich zu Besuch bei ihren Schwiegereltern im Kibbutz Beeri im Grenzgebiet aufgehalten. Kurz vor der Grenze zum Gazastreifen sei es dem Paar gelungen, mit dem Kind aus dem Auto zu springen. Auf der Flucht seien sie getrennt worden. „Der Vater und die Tochter konnten sich 24 Stunden lang im Gebüsch verstecken“, erzählte Avraham. Sie seien inzwischen in Sicherheit, von der Mutter fehle jedoch jede Spur.

Sie sei offenbar wieder von den Terroristen aufgegriffen und in den Gazastreifen verschleppt worden. Auch ihre Schwiegermutter und ihre Schwägerin seien entführt worden. „Die Familie Romann bittet um dringende Hilfe bei der Suche nach den Vermissten“, hieß es in dem Appell, der auch über soziale Medien verbreitet worden war.

Im Zuge eines beispiellosen Großangriffs hatte die islamistische Hamas am Samstag in Israel mehr als 100 Menschen entführt. Die Bundesregierung geht davon aus, dass sich darunter auch österreich-israelische Doppelstaatsbürger befinden könnten.

Schülergruppen in Sicherheit gebracht

Unterdessen wurden zwei deutsche Schülergruppen, die tagelang in dem Krisengebiet ausgeharrt hatten, in Sicherheit gebracht. Am Dienstag gelang es schließlich, die Berufsschüler und ihre Begleiter aus Ettlingen (Kreis Karlsruhe) und Kirchheim/Teck (Kreis Esslingen) in Sicherheit zu bringen, wie die zuständigen Landratsämter mitteilten. Die Berufsschüler und ihre beiden Lehrkräfte waren zu einem Austausch nach Israel geflogen, eigentlich wollten sie erst am Donnerstag zurückkommen. Die Gruppe hatte sich im Rahmen eines Schülerausflugs an einer Partnerschule östlich von Tel Aviv und in Gastfamilien aufgehalten. Sie wurde den Angaben zufolge am Dienstag ausgeflogen - wohin, war zunächst unklar. (APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.