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Wenn die Wikinger in Asparn/Zaya landen

© J. Edelmayer
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Das möglichst authentische Inszenieren und Nachspielen geschichtlicher Ereignisse ist Ziel der Reenactment-Szene. Was das am Beispiel der Wikinger bedeutet, kann bei den Wikinger Tagen im Museum MAMUZ auf Schloss Asparn/Zaya erleben. Aber was treibt Menschen dazu, ins Mittelalter zurückzukehren?  

Sechs Mal im Jahr wird aus Johann Edelmayer ein Wikinger. Auch die Familie und eine Handvoll Freunde des Niederösterreichers verwandeln sich dann in die mittelalterliche Sippe Norrvagar. Sie schlagen ihr Zeltlager auf und leben für ein Wochenende, manchmal auch länger, wie die rustikalen Nordmänner im 9. Jahrhundert. Reenactment nennt sich dieses gar nicht so rare Hobby. Allein in Europa soll es über eine halbe Million Menschen geben, die Historical Reenactment ernsthaft betreiben. Sie haben sich mit Haut und Haar ihrer Passion verschrieben. Die Szene ist bunt und überspannt thematisch die vergangenen zweitausend Jahre. So verkleiden sich die einen als Ritter oder Römer, andere als Indianer oder Cowboys, wieder andere stellen amerikanische Südstaatenschlachten oder napoleonische Eroberungszüge nach. Von der Kleidung bis zum Essen, von den Waffen bis zum Wohnen: Immer soll alles authentisch ablaufen. 

© J. Edelmayer

Auch Edelmayer geht es um eine „möglichst fundorientierte Darstellung“. Nach zwei Jahren, in denen seine Frau und er einschlägige Wikingerfeste nur besucht hatten, wurden sie vor neun Jahren selbst aktiv.

»Mit „Hey, hey Wicki, die Wikinger!“-Kinderzimmernostalgie oder Fantasiekostümierung hat das nichts zu tun.«

Johann Edelmayer

passionierter Reenactor

Vielmehr wolle man interessierten Besucherinnen und Besuchern bei Veranstaltungen und Festen, „zeigen, wie damals alles ausgesehen hat und die Menschen gelebt haben“. So werden auch Führungen durch das kleine Zeltlager angeboten - das nächste Mal bei den Wikinger Tagen im MAMUZ am 4. und 5. November auf Schloss Asparn/Zaya.

© J. Edelmayer

Auch dort soll Geschichte erlebnishaft nachvollziehbar und damit verständlich gemacht werden. Im Fall von Edelmayers Sippe ist es der Wikingeralltag im 9. Jahrhundert auf Birka, einer heute zu Schweden gehörenden Insel, die damals ein überregionales Handelszentrum war. Dafür bauen die Norrvagars neben sieben Schlafzelten auch eine frühmittelalterliche Schmiede auf, gekocht wird nach damaligen Rezepten, also ohne Kartoffeln (die waren damals in Europa noch nicht bekannt), aber dafür mit viel Rüben und Fisch. Einmal pro Jahr trifft sich die heimische Szene und Gäste aus dem benachbarten Ausland für ein einwöchiges Camp. Da gibt es dann auch Workshops und Vorträge über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dieser Ära. 

Es ist ein sehr zeitintensives– „Ich lese sehr viel über diese Epoche“ (Edelmayer) - und nicht ganz kostenfreies Hobby, auch wenn versucht wird, so viel Ausrüstungsgegenstände und Kleidung selbst und nach alten Plänen und Mustern möglichst detailgetreu zu fertigen. Zwei Transportbusse plus drei PKW mit Anhänger füllt das Equipment. An eine Vergrößerung seiner Sippe denkt Edelmayer nicht:

»„Der familiäre Charakter soll bleiben“«

so Johann Edelmayer

Aktuell gelingt das. Neben seiner Frau ist auch die Tochter und deren zwei Kinder mit dabei. Dort, wo ihre Vorbilder gelebt haben, war aber noch niemand aus der Sippe. Das soll sich anlässlich des zehnjährigen Bestandsjubiläums im kommenden Jahr ändern: Dann will man die Originalschauplatz in Skandinavien besuchen. „Das wäre unser großer Traum“, sagt Edelmayer.

Wikinger Tage

- am 4. und 5. November 2023

- auf Schloss Asparn/Zaya.

- mehr Infos unter www.mamuz.at

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