Eishockey

Auf Muskelmann Rossi wartet ein brisanter Neustart in der NHL

Auf dem Eis zu Hause, in der NHL mit Anlaufschwierigkeiten: Marco Rossi.
Auf dem Eis zu Hause, in der NHL mit Anlaufschwierigkeiten: Marco Rossi.Reuters / Jerome Miron
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Drei Jahre nach seinem NHL-Draft hofft Marco Rossi darauf, endlich in der besten Eishockeyliga der Welt anzukommen. Was Österreichs Puck-Zauberer in die Karten spielt und was er ändern musste.

Für die rot-weiß-rote Note in der seit Dienstag laufenden neuen Eiszeit in der National Hockey League (NHL) sorgt nur einer: Marco Rossi. Der 22-jährige Vorarlberger ist in dieser Saison der einzige Österreicher in der besten Eishockeyliga der Welt, hofft dort endlich auf seinen Durchbruch. Der Startschuss für ihn und sein Team Minnesota Wild fällt in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (zwei Uhr) mit dem Duell gegen Vizemeister Florida Panthers.

Rossis Vorbereitung lief vor allem zum Ende hin gut. Im vorletzten Test steuerte er einen Assist beim 3:2-Sieg über die Chicago Blackhawks bei, zum Abschluss traf er beim 4:0 gegen die Dallas Stars selbst. Doch Österreichs Puck-Zauberer ist gewarnt: Auch im vergangenen Jahr hatte er eine herausragende Vorbereitung, konnte die Leistung dann aber nicht in die Meisterschaft transformieren. Nach 16 NHL-Matches ging es ab ins Farmteam Iowa Wild, in dem er sich mit starken Leistungen bewährte und zu Saisonende noch zu drei NHL-Einsätzen kam. Das Jahr ist als „Lernprozess“ abgehakt. „Ich war nie negativ.“

Raus aus dem Haifischbecken

Es wirkt, als hätte Rossis Rückversetzung ins Farmteam deutlich weniger Spuren bei ihm hinterlassen als bei manch anderem Eishockey-Crack. Die zweithöchste Liga, die American Hockey League (AHL), gilt als Haifischbecken, Teammitglieder sind im Kampf um einen Platz in der ersten Mannschaft mehr Kontrahenten denn Kollegen. Im Vergleich zur NHL deutlich reduzierte Gehälter, stundenlange Busreisen anstelle von Flügen sowie schlechteres Essen und Unterkünfte machen das Leben als Profi in einem Farmteam sowohl zum körperlichen als auch zum mentalen Härtetest.

»Bei den Fitnesstests war ich einer der Besten im Team, der Trainerstab sieht das.«

Marco Rossi,

NHL-Legionär

Um diesem Umfeld endgültig entkommen zu können, stellte Rossi auf Wunsch des Klubs sein Sommerprogramm um und bereitete sich nach einem zehntägigen Heimaturlaub ab Anfang Juni in Min­ne­so­ta vor. „Im Saisonabschlussgespräch wurde besprochen, was ich gut mache und wo ich mich verbessern soll. Mir war klar, ich will schneller und kräftiger werden“, sagte der 22-Jährige.

Muskelmasse aufgebaut

„Ich habe Muskelmasse aufgebaut, aber auch geschaut, dass ich meine Stärken wie die Wendigkeit nicht verliere. Das war top, wie sie das gemacht haben. Bei den Fitnesstests war ich einer der Besten, der Trainerstab sieht, dass ich alles tue, um da spielen zu können. Ich fühle mich enorm gut auf dem Eis, das macht im Kopf was, wenn du weißt, du bist bereit“, erklärte er. Sechs bis sieben Kilogramm hat der Stürmer zugelegt, hält nun bei 86 bis 88 Kilogramm.

Rossi, der im Jahr 2020 an Nummer neun gedraftet worden ist und danach mehrere Monate wegen Covid verloren hat, will nun beweisen, dass er zu Recht ein Top-Ten-Draft war. „Ich will mir einen Platz erobern und nicht nur das. Ich will Tore und Assists produzieren und zeigen, dass ich ein Unterschiedsspieler bin, der der Mannschaft hilft zu gewinnen“, betonte der Vorarlberger, der nach insgesamt 21 NHL-Partien noch auf einen Treffer wartet. Mit dem Team aus St. Paul ist das erste Ziel, wie in den vergangenen vier Jahren das Play-off zu erreichen. Zunächst gilt es, einen Fehlstart wie 2022/23 mit 14 Gegentreffern in den ersten beiden Partien und drei Niederlagen in Serie zu verhindern. „Ein guter Saisonstart war ein großes Thema in der Vorbereitung, dass wir den nicht verschlafen. Wir hatten ein viertägiges Teambuilding-Event und haben schon früh die Cuts gemacht“, erzählte Rossi.

Billige Spieler gefragt

Minnesota ist aber mit einem großen Handicap behaftet. Aufgrund von verzwickten Vertragssituationen muss der Klub in den kommenden zwei Saisonen jeweils 14,743 Millionen Dollar unter der Gehaltsobergrenze bleiben. Beim aktuellen Limit von 83,5 Millionen Dollar sind das enorme 17,7 Prozent. General Manager Bill Guerin muss daher auf dem Gehaltssektor sparen und gab zahlreiche Spieler ab. Geholt wurde nur der dreifache Stanley-Cup-Sieger Pat Maroon, mit 150 Strafminuten in der vergangenen Saison die Nummer eins unter den „Bad Boys“ der Liga. Der Kader muss mit billigeren Spielern aufgefüllt werden. Einer davon ist Rossi, dessen Einstiegsvertrag noch zwei Jahre läuft und mit jährlich 863.334 Euro dotiert ist.

Der Österreicher baut nun jedenfalls auch auf den „Boost“ durch die erfolgreiche WM im Mai in Tampere, bei der er bester Scorer der rot-weiß-roten Auswahl war. „Mir hat das sehr gutgetan. Man hat schon viele Spieler gesehen, die sich schwergetan haben in der NHL, dann eine super WM gespielt haben und sich dann fix in der NHL etabliert haben. Das macht was für das Selbstvertrauen, wenn du dich gegen so starke Mannschaften und Superstars durchsetzt. Dann weißt du, dass du bereit bist“, meinte Rossi vor dem Saisonstart. (stm/ag.)

NHL, 1. Runde: Tampa Bay – Nashville 5:3, Pittsburgh – Chicago 2:4, Vegas – Seattle 4:1, Carolina– Ottawa 5:3, Toronto – Montreal 6:5 n. P., Boston – Chicago 3:1, Calgary – Winnipeg 5:3, Los Angeles – Colorado 2:5, Vancouver – Edmonton 8:1.

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