MotoGP

Marc Márquez: Der Superstar verlässt seine Komfortzone

Extreme Schräglagen wird Marc Márquez in Zukunft für das Team Gresini fahren.
Extreme Schräglagen wird Marc Márquez in Zukunft für das Team Gresini fahren.Getty Images
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Es ist fix: Marc Márquez heuert beim Gresini-Team an. Warum der achtfache Motorradweltmeister von einer Entscheidung für seine »mentale Gesundheit« spricht und welche Schwierigkeiten ihn trotz des Wechsels auf das schnelle Ducati-Bike erwarten.

Elf Jahre hielt die Ehe zwischen Marc Márquez und Honda. Nachdem das Ende der einstigen Erfolgsstory (alle seine sechs WM-Titel in der Königsklasse MotoGP feierte der Spanier für dieses Team) bereits Anfang Oktober verkündet worden war, ist seit dieser Woche auch klar, wohin es den 30-Jährigen zieht: Er unterschrieb einen Vertrag für die kommende Saison bei Gresini Racing – womit Márquez an der Seite seines jüngeren Bruders Alex fahren wird.

„Ich freue mich auf diese neue Herausforderung“, betonte Marc Márquez und sprach von keiner leichten Entscheidung. „Denn es ist in jeder Hinsicht eine große Veränderung.“ Von der er sich jedoch viel erhofft. Immerhin will der insgesamt achtfache Weltmeister (2010 siegte er in der 125-Kubikzentimeter-Klasse, 2012 in der Moto2) alle Zweifler Lügen strafen, die seine Zeit an der absoluten Spitze für beendet halten. Seit seinem letzten Titel 2019 konnte der ehemalige Seriensieger aus Katalonien nur noch drei Rennen gewinnen sowie weitere zweimal auf das Podest fahren. Auch, weil er sich seither mehrmals verletzte und Honda – wie generell alle japanischen Marken – mehr und mehr an Konkurrenzfähigkeit verlor.

Das schnellste Bike – oder doch nicht?

Bei Gresini wartet nun jene Motorradmarke auf ihn, die aktuell als die schnellste im ganzen Feld gilt: Ducati. Nur drei von 14 Rennen in dieser MotoGP-Saison gingen nicht an einen Ducati-Piloten, hinter den Möglichkeiten von Márquez auf dem italienischen Bike muss jedoch auch ein Fragezeichen gesetzt werden.

Gresini ist nur ein sogenanntes Satellitenteam von Ducati und wird 2024 mit einer Vorjahresmaschine an den Start gehen. Also mit jener GP23, mit der Weltmeister Francesco Bagnaia und sein Verfolger Jorge Martin im Moment um den WM-Titel kämpfen. Es ist davon auszugehen, dass das Ducati-Werksteam schon längst ein noch schnelleres Motorrad für die nächste Saison konzipiert hat und Márquez dadurch Gefahr läuft, mehr um Podestplätze denn um den Titel fahren und kämpfen zu können.

Und wohl auch nur dann, wenn der 30-jährige Spanier eine Eigenschaft an den Tag legt, die ihn in seinen jüngsten Saisonen nur bedingt ausgezeichnet hat: seine Anpassungsfähigkeit an das Arbeitsgerät. „Was das Motorrad angeht, weiß ich, dass ich meinen Fahrstil an einige Dinge anpassen muss. Das wird nicht einfach sein“, hatte Márquez schon bei der Bekanntgabe seines Wechsels eine dunkle Vorahnung.

Tückische Schwäche

Erst vor wenigen Monaten hatte sich Alex Hofmann, Ex-MotoGP-Fahrer aus Deutschland, kritisch gegenüber der kompromisslosen und vermeintlich sturen Herangehensweise des achtfachen Weltmeisters geäußert. „Meiner Meinung nach ist sein Motorrad nicht bereit dafür. Das heißt, entweder er akzeptiert, dass auch mal ein fünfter, sechster, siebter Platz gut genug ist. Oder er wird weitere Stürze veranstalten“, sagte der heutige Servus-TV-Experte. Márquez erklärte im Gespräch mit NBC Sports, dass es „vermutlich meine Schwäche“ sei, „immer zu attackieren“. „Ich bin Rennfahrer. Also versuche ich, wenn es etwas zu erreichen gibt, das schnellstmöglich zu schaffen.“

Stellt sich auch bei Gresini die heiß ersehnte Rückkehr auf die Siegerstraße nicht rasch ein, könnte sich Márquez‘ Ehrgeiz ebenso schnell in Ungeduld verwandeln. Was sein zukünftiges Team im Falle von benötigten technischen Nachbesserungen am Bike erwarten darf, beschrieb Márquez in seiner Biografie: „Ich bin dabei keiner, der seinen Ingenieuren Lösungen vorschlägt. Ich schildere das Problem und sage, was ich brauche, um schneller zu fahren.“

Tapetenwechsel für ein Lächeln

Auch wenn dem Spanier der Abschied von Honda nicht leicht gefallen ist, stellte er dennoch klar, „dass ich auf diesem Weg nicht weitermachen will“. Seine Priorität sei seine „mentale Gesundheit“. Ich möchte positiv in das nächste Jahr gehen, ich muss es wieder genießen können, auf dem Motorrad zu sitzen“, erklärte Márquez. Um das zu tun, verlasse er seine „Komfortzone“. „Das war bisher Honda. Ich kenne das Motorrad, habe gut verdient“, betonte der 30-Jährige und ergänzte: „Wenn ich wieder ein Lächeln unter dem Helm habe, wird sich alles andere ergeben.“

In Indonesien kam Márquez auf seiner Honda an diesem Wochenende sowohl im Sprint als auch im Hauptrennen zu Sturz. Der Sieg ging am Sonntag an an Francesco Bagnaia, der damit die Führung in der Gesamtwertung zurückeroberte. Jorge Martin schied aus und liegt nun 18 Punkte hinter der Spitze. (ms)

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