Am Herd

Ich habe Angst und ich darf das

Nein, ich habe keines der Fotos aus Israel gesehen und keines der Videos, die mir Angst machen sollen und mich entsetzen. Entsetzt bin ich trotzdem und Angst habe ich auch.

Das Blöde an der Angst ist, dass immer jemand sagt, dass sie keine Berechtigung hat. Das beginnt, wenn man sich als Kind vor Wespen fürchtet oder vor den Blitzen und dem Donner da draußen, es begleitet einen durch die Jugendzeit, wo man ja auch ungern als feig gelten will, und wenn man dann erwachsen ist, erklärt einem ein Bekannter, nennen wir ihn Hans, man sei nur zu viel auf Twitter, jetzt X: In Wirklichkeit sei die Welt immer so gewesen, so grausam, ja viel grausamer noch. Ich habe es nur nicht mitgekriegt und ich soll mir die Videos und Fotos halt nicht anschauen, die nur dazu sind, mir Angst zu machen und mich zu entsetzen.

Ich sage ihm, dass ich keines der Videos gesehen habe. Man hat mir erzählt, was sie zeigen, und ich habe deshalb weggeschaut. Doch Wegschauen alleine hilft nicht in diesen Zeiten, und ich weiß auch nicht, was daran beruhigend sein soll, dass die Welt früher noch grausamer war. Das heißt doch nur, dass es auch jetzt noch schlimmer kommen kann. Tatsächlich glaube ich auch, dass es noch schlim­mer kommen wird, das geht jetzt seit 2016 so und hört nicht auf.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.