Mein Montag

Ein deutsches Wort, das offenbar nur Steirer kennen

Wenn Christopher Drexler „vertranscheln“ sagt, fragen sich viele Nichtsteirer wohl, was er meint.
Wenn Christopher Drexler „vertranscheln“ sagt, fragen sich viele Nichtsteirer wohl, was er meint.APA / Erwin Scheriau
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Haben Sie schon einmal „vertranscheln“ gehört? Über ein wenig bekanntes, spannendes Wort.

Wörter aus anderen Sprachen, für die man im Deutschen einen ganzen Satz braucht, waren eine Zeit lang ein ziemlicher Hype. Sie wissen schon, kälsärikännit („sich in Unterhosen daheim betrinken“ auf Finnisch) oder bakku-shan („Frau, die von hinten schön aussieht, von vorn aber nicht“ auf Japanisch) wurden rauf- und runtergeschrieben. Dabei muss man gar nicht andere Sprachen bemühen – Überraschungen finden sich auch in der eigenen. Zuletzt verwendete etwa der steirische Landeshauptmann, Christopher Drexler, in einem „Presse“-Interview den Begriff „vertranscheln“. Aus dem Kontext ließ sich ableiten, dass es offenbar darum ging, Geld zu verschwenden. Doch das Wort selbst? Nie gehört. Auch Duden und Österreichisches Wörterbuch zucken mit den Schultern.

Eine Umfrage unter Kolleginnen und Kollegen ergab eine Auffälligkeit – ausschließlich jene mit steirischen Wurzeln konnten damit etwas anfangen. Kurz: Geld für etwas ausgeben, das man eigentlich nicht braucht. Meist Geld, das man genau dafür bekommt – keine riesige Summe, dafür ohne Zweckwidmung, oft von der Großmutter. Und dieses „Transchelgeld“ ist auch, im Gegensatz zum Verprassen, positiv besetzt.

Etymologisch sind die Spuren allerdings eher dünn. Immerhin, im Bayerischen Wörterbuch stößt man auf „vertranscheln“ im Sinne von „Gegenstände durcheinanderbringen“. Ergiebiger ist aber vermutlich das Wort „Transch“, das mit der Bedeutung „minderwertiges Getränk“, aber auch als „wertloses Zeug“ angeführt ist. Grimms Deutsches Wörterbuch kennt wiederum „Trantsch“ im Sinne von Schmutz und unreinem Gemengsel, aber auch als leeres Geplauder. Hier könnte also die Wurzel des Vertranschelns liegen. Oder haben Sie einen anderen Vorschlag? Für die erste Einsendung mit einer wirklich erhellenden Literaturangabe stifte ich einen Euro. Zum Vertranscheln.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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