EM-Qualifikation

Wenn ein spanischer Fußball-Teenager auch Schottland jubeln lässt

Gavi, 19, spielt wie ein alter Hase. Diesmal freute es gleich zwei Teams.
Gavi, 19, spielt wie ein alter Hase. Diesmal freute es gleich zwei Teams.APA/AFP
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Erst 19 Jahre ist Gavi jung, Spanien trägt ihn jedoch bereits auf Händen. Warum auch Schottland von seinem Talent profitiert.

Als „kompletten Spieler“, vergleichbar mit Lionel Messi oder Deco, bezeichnete ihn Spaniens größte Tageszeitung, „El País“, schon vor Wochen. Am Sonntagabend hat Fußballstar Gavi erneut unter Beweis gestellt, warum er trotz seiner erst 19 Jahre mit Lob von allen Seiten überschüttet wird. Beim 1:0-Sieg der Spanier in der EM-Qualifikation gegen Norwegen machte der Mittelfeld-Teenager den Unterschied aus, sorgte für das alles entscheidende Tor – und schoss „Furia Roja“ zur Endrunde in Deutschland 2024.

Doch nicht nur der Tabellenführer der Gruppe A jubelte. Auch die nun zweitplatzierten Schotten hatten dank Gavi allen Grund zur Freude. Sie profitierten an ihrem spielfreien Tag von der Niederlage der Norweger um Ex-Salzburger Erling Haaland und haben ihr Ticket ebenfalls sicher. Wie bisher nur 1992 und 1996 ist Schottland nun erneut zweimal in Folge bei einer EM dabei.

Gavi, Spaniens „Perle“

Eines fällt bei der jüngsten Leistungskurve der „Furia Roja“ auf: Seit dem Spiel gegen Schottland, bei dem Gavi erst in der Schlussphase beim Stand von 0:2 eingewechselt wurde, stand er immer in der Startelf. Ein Teenager ist somit der neue Erfolgsfaktor, das Vertrauen von Teamchef Luis de la Fuente hat er jedenfalls zurückgezahlt. Selbst Veteran Dani Carvajal schwärmt: „Er ist eine Perle unseres Landes, mit 19 Jahren ist er Stammspieler in Barcelona und der Nationalmannschaft. Mehr gibt es nicht zu sagen. Er hat sich das alles hart erarbeitet.“

In der Provinz Sevilla geboren, schaffte es Gavi einst in die legendäre Jugendakademie des FC Barcelona („La Masia“). Sein Profidebüt gab der 1,73 Meter große Mittelfeld-Allrounder 2021, mittlerweile hält er bei 107 Pflichtspielen (sieben Tore) für Barça. Im Dress der A-Nationalmannschaft lief er bereits 25 Mal auf, erzielte dabei fünf Tore. Dass er 2022 gleich zwei Preise als bester Nachwuchsspieler abstauben konnte (Golden Boy, Kopa-Trophäe), war sowohl ein Versprechen an Spanien als auch eine Warnung an die Konkurrenz.

Was vom Kuss-Skandal blieb

Monatelang drehte sich im spanischen Fußball alles bloß um die Verfehlungen des nunmehr zurückgetretenen Verbandspräsidenten Luis Rubiales und Spielerin Jennifer Hermoso. Er hatte ihr bei der WM-Feier ungefragt einen Kuss auf den Mund gedrückt und die Nation mit Argumentation und Rücktrittsweigerungen in Zwiespalt getrieben. Jetzt, mit der EM-Qualifika­tion, ist in Spanien wieder nur der Fußball am Wort.

Dem EM-Dauergast, 1992 war man zum bislang letzten Mal nicht dabei, attestierte de la Fuente ebenfalls ein „außergewöhnliches Wachstum in den vergangenen Monaten“. Das 1:0 war für die Iberer der vierte Qualifikationssieg in Folge, wobei die jüngsten drei ohne Gegentreffer gelangen. Zuvor hatte „Furia Roja“ im Juni die Nations League gewonnen. Die anfänglichen Diskussionen, ob der erst zu Beginn des Jahres nach dem WM-Achtelfinal-Aus installierte de la Fuente denn der richtige Mann sei, sind nebst dem Rubiales-Wirbel jäh verstummt.

Der Schrei der „Furia“

„Man hat das Gefühl, dass die Mannschaft eine Einheit ist. Das begeistert uns am meisten“, sagte de la Fuente. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, im Rahmen derer es im März etwa noch das 0:2 in Glasgow gesetzt hatte, habe seine Truppe die Kurve gekratzt. Die Spieler, so der 62-Jährige, hätten ihn verstanden.

Einer davon ist Carvajal. Für den 31-jährigen Real-Madrid-Verteidiger fühlte sich die erfolgreiche Qualifikation diesmal besonders gut an. „Sich für eine EM zu qualifizieren war nie einfach, vor allem dieses Mal, nach der Niederlage in Schottland, wir hatten auch einen neuen Trainer, und viele Leute von außerhalb haben plötzlich begonnen an uns zu zweifeln. Aber wir haben es geschafft, uns davon zu erholen und einen Schritt nach vorn zu machen.“

EM-Qualifikation

In Deutschland 2024 bereits fix mit dabei sind bisher Deutschland (Gastgeber), Spanien, Schottland, Türkei, Frankreich, Belgien und Portugal.
Im März 2024 findet nach der eigent­lichen Qualifikation noch das Nations-League-Play-off mit zwölf Nationen statt, um die letzten drei (von 24) Endrundenteilnehmer zu ermitteln. Die Teilnehmer werden aufgrund ihres Abschneidens bei der Nations League 2022/23 gereiht.

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