Interview

Michael Milshtein über Israels Gaza-Politik: „Es ist unglaublich, wie naiv wir waren“

Michael Milshtein, Ex-Chef der Palästinenserabteilung des Militärgeheimdiensts Israels.
Michael Milshtein, Ex-Chef der Palästinenserabteilung des Militärgeheimdiensts Israels.Privat
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Michael Milshtein, Leiter des Forums für Palästinenserstudien der Universität Tel Aviv, zerpflückt die israelische Gaza-Politik der vergangenen Jahre.

Die Presse: Nach dem terroristischen Großangriff der Hamas gilt Israels Gaza-Politik der vergangenen Jahre als gescheitert. Sie warnen seit Jahren, diese Politik basiere auf falschen Annahmen.

Michael Milshtein: Die Situation lässt sich vergleichen mit der Lage vor dem Jom-Kippur-Krieg 1973. Auch damals haben fast alle gedacht, es bestehe kein Risiko für einen Krieg. Im aktuellen Fall gab es die weitverbreitete Annahme, dass es Israel allmählich gelingt, die Hamas mit ökonomischen Anreizen zu zähmen: indem es mehr Handel mit Gaza zulässt und Menschen aus Gaza in Israel arbeiten lässt. Das allgemeine Gefühl war: Hamas will keine Eskalation, wir haben ein System gefunden, in Gaza Ruhe zu wahren. Jetzt werden immer mehr der überlebenden Terroristen verhört, die den Anschlag am 7. Oktober begingen, und es stellt sich heraus: Sehr viele Arbeiter, die in den Kibbuzim und der Gegend um den Gazastreifen gearbeitet haben, haben dabei Informationen für die Hamas gesammelt. Deshalb wusste die Hamas über das Gebiet so gut Bescheid. Es ist unglaublich, wie naiv wir waren.

Was hat Sie davon überzeugt, dass diese Ruhe trügerisch ist?

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