Klimainitiative.

Österreichs Netflix für Klimaschutz

Andreas Tschas und Rainhard Fuchs.
Andreas Tschas und Rainhard Fuchs. Glacier
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Andreas Tschas und Rainhard Fuchs haben ein Faible für große Ziele: Sie wollen 100 Millionen Menschen in Unternehmen für Klimaschutz begeistern.

Entscheidende Veränderungen können überall ihren Anfang nehmen. Rainhard Fuchs erlebte seinen prägenden Moment nach der Erstbesteigung eines Gletschers in Kirgistan. Der Kärntner stand bei 25 Grad plus am Gipfel und dachte sich: „Irgendetwas kann doch einfach nicht mehr stimmen.“ Warum ist ein Land, das so gut wie nichts zum Klimawandel beigetragen hat, am härtesten davon betroffen? Zurück vom Berg machte er sich gemeinsam mit Andreas Tschas an die Arbeit, um „das größte Problem, das wir derzeit haben“, in Angriff zu nehmen.

Die beiden Unternehmer verbindet viel: In den Jahren zuvor haben sie beim Pioneers-Festival Start-ups aus Österreich eine Bühne geboten. Pioneers-Gründer Tschas ging danach zum Technologieunternehmen TTTech und wechselte dann zur Digitalisierungsagentur des Bundes. Aber irgendwann waren beide nicht mehr überzeugt vom „höher, schneller, weiter“, nicht mehr sicher, dass Technologie allein die Welt voranbringen wird, sagt Tschas.

Alle reden, niemand kennt sich aus

Ende 2020 gründeten sie das Unternehmen Glacier, zunächst mit der Idee, einen CO2-Rechner aufzubauen – was auch gelang. Doch bald wurde klar: Das Problem ist kein Mangel an Daten, sondern ein Mangel an Wissen. „Alle reden über den Klimawandel, aber niemand kennt sich aus“, bringt es Tschas auf den Punkt.

Und genau hier setzt Glacier heute an: Das Unternehmen bietet Unternehmen Onlineweiterbildungen zum Thema für ihre Mitarbeiter an. Und zwar für alle. Erklärtes Ziel ist es, die Grundlagen bei 80 Prozent aller Mitarbeiter zu verankern. „Jeder Job ist ein Klimajob“, betonen die Gründer. Bei vielen Produkten werde etwa 80 Prozent des CO2-Ausstoßes bereits in der Designphase ausgestoßen. Vielen Verkäufern, etwa in der Autobranche, wiederum fehle schlichtweg das Wissen, um umweltfreundliche Alternativen so selbstbewusst anzupreisen wie die alten Verbrenner. Glacier stellt die Plattform für die digitalen Fortbildungen und kümmert sich um die spielerische Vermittlung der Inhalte. Die Inhalte selbst kommen von jeweiligen Fachexperten.

Der Zwang, groß zu denken

Rasch wurde das „Netflix für Klimaschutz“ in Österreichs Konzernen bekannt. Über tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Glacier-Module bereits durchlaufen, 100.000 kamen bei den Climate Action Days erstmals intensiver mit dem Thema in Berührung. Am Ziel sind die beiden Kärntner damit noch lang nicht, denn ihre Latte liegt hoch: 100 Millionen Menschen wollen Fuchs und Tschas für den Klimaschutz begeistern und folgen damit einem Ansatz, den sie aus ihrer Zeit in der Start-up-Szene mitgebracht haben: „Große Ziele zwingen dich, groß zu denken“, sagt Andreas Tschas. Statt jetzt nur zu überlegen, wie Glacier in Deutschland Fuß fassen könnte, zerbricht sich das Team auch den Kopf, wie man Menschen in Südostasien erreichen könnte. „Dadurch sind wir heute schon viel weiter, als wir es sonst jemals wären.“ (auer)

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