Kriminalität

Wende bei Obdachlosen-Morden: Polizei veröffentlicht Fahndungsvideo

Einer der Tatorte in der Brigittenau. Hier wurde am 12. Juli ein Mann mit Messerstichen aufgefunden.
Einer der Tatorte in der Brigittenau. Hier wurde am 12. Juli ein Mann mit Messerstichen aufgefunden.APA / Georg Hochmuth
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Auf den Aufnahmen ist ein Mann zu sehen, der sich bei einem der Morde zum fraglichen Zeitpunkt in der Nähe des Tatorts aufhielt. Wer ihn kennt, soll sich unverzüglich bei der Polizei melden.

Nach bisher drei Messerangriffen auf obdachlose Personen in Wien, von denen zwei gestorben sind, gibt es neue Hinweise auf den möglichen Täter. Die Polizei veröffentlichte am Mittwoch ein Fahndungsvideo, auf dem ein 1,85 bis 1,92 Meter großer schlanker Mann zu sehen ist, der eine dunkle Jacke bzw. einen dunklen Pullover mit Kapuze, eine dunkle Baseball-Kappe, eine dunkle Hose sowie dunkle Schuhe trägt.

Er wurde am 9. August dieses Jahres zwischen 1.19 Uhr und 1.40 Uhr im Bereich des Hernalser Gürtels in der Josefstadt von Kameras aufgenommen. In jener Nacht wurde ein 55-Jähriger zum zweiten Todesopfer von drei Messerattacken auf obdachlose Personen in Wien. Er wurde von Insassen eines Autos entdeckt, die gegen zwei Uhr beim Hernalser Gürtel einen am Straßenrand sitzenden Mann sahen. Weil sie sehr langsam fuhren, um zu sehen, ob es ihm gutgeht, wurde eine Polizeistreife auf den Wagen und in weiterer Folge auf den Verletzten aufmerksam. Er war zwar noch bei Bewusstsein, konnte aber keine Angaben zum Tathergang machen. Tage später starb er im Krankenhaus, ohne einvernommen worden zu sein. 

Die konkreten Fragen der Polizei lauten: Ist jemandem die auf dem Video ersichtliche Person bekannt? Wurde jemandem generell von den Angriffen auf Obdachlose berichtet oder hat jemand gehört, dass eine Person mit einschlägigem Täterwissen darüber geredet hat? Hat jemand an den Tatörtlichkeiten und an den zu den Tatzeiten verdächtige und/oder sachdienliche Wahrnehmungen gemacht? Hinweise werden streng vertraulich behandelt und an das Landeskriminalamt Wien unter der Telefonnummer 01 31310 33800 oder per Mail an Hinweise-obdachlose@polizei.gv.at erbeten. Für Hinweise, die zur Ausforschung der Täterschaft führen, wird vom Verein der Freunde der Wiener Polizei ein Geldbetrag in der Höhe von 10.000 Euro ausgelobt.

Brigittenau und Venediger-Au-Park

In Summe gab es wie erwähnt drei Angriffe. Bereits am 12. Juli wurde um 7.40 Uhr am Handelskai in der Brigittenau ein 56-jähriger obdachloser Mann aufgefunden – ebenfalls mit Stich- und Schnittverletzungen, an denen er gestorben war.

Zehn Tage später, am 22. Juli, wurde eine 51-jährige Frau gegen 3.40 Uhr im Bereich des Venediger-Au-Parks in Wien-Leopoldstadt durch Stich- und Schnittverletzungen schwer verletzt. Sie überlebte, konnte allerdings keinerlei Angaben zum Täter bzw. zur Täterin machen. Sie gab lediglich an, durch Schmerzen wach geworden zu sein. Die Frau schleppte sich noch zum Praterstern, wo sie von Passanten gefunden wurde, die die Rettung riefen.

Zahlreiche Hinweise, kein Durchbruch

Trotz zahlreicher Hinweisen aus der Bevölkerung gab es bis zuletzt keine Spur zu dem oder den Tätern. Dass es sich um dieselbe Person bzw. Personen handelt, ist sehr wahrscheinlich, weisen doch die Angriffe ein ähnliches Muster auf. So ereigneten sich alle drei in den Nachtstunden in Wien, bei allen kam ein Messer oder eine andere Stichwaffe zum Einsatz, und die Opfer waren stets Obdachlose. „Das Landeskriminalamt geht daher davon aus, dass es sich um denselben Täter bzw. dieselbe Täterin handelt“, sagte Barbara Gass von der Wiener Polizei schon vor Wochen gegenüber der „Presse“.

Ohne einen Täter oder eine Täterin gefunden zu haben, seien Angaben zum Motiv natürlich unmöglich. Hinzu komme, dass es in diesen drei Fällen besonders schwierig sei, Ermittlungsansätze zu finden. Denn üblicherweise finden nach derartigen Angriffen Befragungen im engsten Familien- und Freundeskreis statt, was bei obdachlosen Personen naturgemäß komplizierter sei und mehr Zeit in Anspruch nehme. Details zu den Ermittlungen könne die Polizei aber nicht verraten.

Das Kernteam an Ermittlern besteht jedenfalls aus sechs Personen des Bereichs „Leib/Leben“ im Wiener Landeskriminalamt. „Sensibilisiert und informiert sind aber auch alle anderen Beamten in Wien, um insbesondere an jenen Orten erhöhte Aufmerksamkeit zu zeigen, an denen obdachlose Personen im Freien nächtigen“, sagt Gass. „Zudem stehen wir in ständigem Kontakt mit entsprechenden Einrichtungen, die Obdachlose betreuen, damit auch sie ihre Klienten informieren und warnen können.“ (kb)

Hier ist das Video zu finden.

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