Frankfurter Buchmesse

Salman Rushdie: „Unvernünftigerweise bleibe ich optimistisch“

Die Laudatio auf Salman Rushdie am Sonntag hält der Autor Daniel Kehlmann
Die Laudatio auf Salman Rushdie am Sonntag hält der Autor Daniel KehlmannImago / Hannelore Foerster
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Auf der Frankfurter Buchmesse erhält Salman Rushdie am Sonntag den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Sein neues Buch hat er vor zehn Tagen fertiggestellt. Es handelt vom Attentat auf ihn.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen trat der britisch-indische Autor Salman Rushdie am Freitag bei der Frankfurter Buchmesse auf, wo er am Sonntag geehrt wird. Er ist besorgt über die aktuelle politische Lage, will aber die Hoffnung nicht aufgeben. „Die Welt ist in keinem guten Zustand“, sagte er. „Aber unvernünftigerweise bleibe ich optimistisch.“ Rushdie wird am Sonntag in der Paulskirche mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt. Die Laudatio hält Daniel Kehlmann.

Rushdie wird seit Jahrzehnten von radikalen Islamisten verfolgt und überlebte 2022 einen Anschlag nur knapp und verlor dabei ein Auge. Diesen macht er zum Thema seines neuen Buches, das „Knife“ (Messer) heißen wird. Es soll im April 2024 erscheinen. Er habe es vor zehn Tagen beendet, sagte Rushdie in Frankfurt.

Weltweit „eine riskante Zeit für die Demokratie“

Die Ereignisse in Israel „erfüllen mich mit Horror“, sagte der 76-Jährige. „Ich bin entsetzt über die Anschläge der Hamas und ahne, was (Israels Regierungschef Benjamin) Netanjahu im Gegenzug machen wird.“ Es sei darüber hinaus weltweit „eine riskante Zeit für die Demokratie“. Nicht nur in den USA verließen manche Parteien die demokratischen Pfade und entwickelten einen Personenkult.

Was dem Autor Hoffnung gibt, ist die Literatur. „Schreiben ist ein optimistischer Akt. Man geht davon aus, dass es später jemand liest“, sagte Rushdie, der sich unter strengen Sicherheitsvorkehrungen den Fragen der Journalisten stellte, dabei aber sehr entspannt wirkte. „Literatur zeigt die Welt als einen reichen und komplexen Ort, was das Gegenteil einer engen, rigiden Weltsicht ist.“

Rushdie verdankt Überleben den Ärzten

Die Pressekonferenz auf der Buchmesse war einer seiner ersten öffentlichen Auftritte nach dem Anschlag. „Ich bin froh, hier zu sein, in einigermaßen vernünftiger Verfassung“, sagte Rushdie. Der Angriff sei „eine ziemlich harte und scharfe Erinnerung“ an die Fatwa gewesen. „Es war eine knappe Sache, ich bin froh, immer noch hier zu sein.“ Er verdanke sein Überleben den Ärzten, die ihn achteinhalb Stunden lang operierten.

Der frühere Revolutionsführer Ayatollah Chomeini hatte 1989 wegen des Romans „Die satanischen Verse“ zur Ermordung Rushdies aufgerufen und eine Kopfprämie auf ihn ausgesetzt. Seither lebe er in dem Bewusstsein, „dass diese Möglichkeit besteht“, sagte Rushdie. Den Friedenspreis empfindet er nach eigenen Worten „als große Ehre“, er fühle sich geehrt, auf der Liste der Preisträger mit so vielen Menschen zu stehen, die er bewundere. Sein einziger öffentlicher Termin auf der Frankfurter Buchmesse ist eine Literaturgala am Samstagabend.

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