Konzerthaus

Klangforum: Tänzerische Akrobatik und ein unsagbarer Ascheregen

Das Klangforum Wien unter Lin Liao mit Musik von vier Komponistinnen, darunter Lucia Dlugoszewski, die keine Cage-Schülerin mehr sein wollte: Entdeckungen von einst und jetzt.

Wild und wirr wirbeln alle vier Streicher durcheinander, um dann unvermittelt in den gemeinsamen Ton C zu münden. Stille. Gezupfte Akkorde eilen auf und ab und ziehen dabei Glissando-Schatten hinter sich her, plötzlich müssen Fingerhüte aufgesetzt werden, deren Metall auf Saiten und Saitenhalter knattert. Wieder Stille. Fiepende, jaulende Flageoletts der Violinen – und vieles mehr: Arpeggiohaufen und Tremolokaskaden, Pizzicatoknaller und Knarzorgien. Widerstreitende Kraft- und Klangfelder, getrennt oder auch verbunden durch Generalpausen, die einen Bruckner vor Neid hätten erblassen lassen.

Eine zusammenhanglose und trotzdem spannungsreich sich entfaltende, enorm gestische Bilderfolge, die durchwegs wirkt, als wäre da etwas oder jemand verrückt, zumindest außer sich. Und gut 20 Minuten lang lauscht man gebannt dem Streichquartett „Disparate Stairway Radical Other“, ein Titel, dessen Wörter so abgesondert in einer Reihe stehen wie die Musik absonderlich klingt – im besten Sinne: ein fulminanter Auftakt zum bejubelten Abend „Fliehkräfte“ mit dem Klangforum Wien im Mozartsaal des Konzerthauses. 

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